Nur wenige zeitgenössische Geistliche haben die Gottesfrage so kreativ, leidenschaftlich und unkonventionell gestellt wie der amerikanische Jesuit und Astrophysiker George Coyne, der 87-jährig gestorben ist. Er leitete bis 2006 die vatikanische Sternwarte und vertrat eine Vereinbarkeit von Glaube und Naturwissenschaften jenseits dogmatischer Korrektheit und theologischer Klischees. Der brillante Forscher sagte einmal in der „Zeit“: „Gott schuf das Universum so, wie es ist, weil er seine schöpferische Kraft und seinen Dynamismus teilen wollte. Er wollte das Universum nicht wie eine Maschine konstruieren, die ihre Arbeit verrichtet. Er wollte seine Liebe mit dem Universum teilen.“ Coyne hatte ein evolutives Verständnis vom Glauben und von Gott: Gott im Werden, frei von anthropomorphen Allmachtsvorstellungen. Er schränkte aber auch immer ein, dass dies eben nur seine Interpretation sei von dem Göttlichen, das sich gerade auch in Paradoxien zeige. Coynes Gottsuche war eine kosmische. „Der Glaube ist kein sicherer Hafen, er ist eine Herausforderung. Jeden Morgen wache ich auf und habe gesunde Zweifel.“