Der Würzburger Neutestamentler und Judaist Karlheinz Müller, der 82-jährig gestorben ist, hat die nachkonziliare jüdisch-christliche Verständigung aufgrund seiner judaistischen Studien insbesondere über die rabbinische Tradition grundlegend, vor allem wissenschaftlich, inspiriert. Als Schüler der Gelehrten Rudolf Schnackenburg und Johann Meier engagierte sich Müller energisch – auch als Autor dieser Zeitschrift – für ein christliches Verständnis, das zu seinen jüdischen Wurzeln steht und diese in Theologie und Verkündigung energisch bewusstmacht.
Gern erzählte er, wie er in Vorlesungen von den jüdischen „Geschwistern Jesu“ sprach und damit manchem einen „Müller-Schock“ versetzte. Weil er einmal erklärt hatte, dass Jesus aus historischer Sicht nicht in Betlehem geboren sei, wurde Müller bei der vatikanischen Glaubenskongregation angezeigt. Herausragende Verdienste erwarb er sich durch den Vorsitz in der Würzburger Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie bei der Erforschung mittelalterlicher Grabsteine und als Berater der Bischofskonferenz.