Die titelgebenden „Glaubenssachen“ umfassen ein breites Spektrum: Dazu gehören Essays rund um den kirchlichen Jahreskreis genauso wie gesellschaftliche Beobachtungen oder philosophische Überlegungen. Was die Beiträge verbindet, ist nicht zuletzt die an Literatur geschulte Sprache. Das weitet nicht nur den Erfahrungsraum der Texte. Es trägt auch dazu bei, der mit allen Beiträgen verbundenen Absicht, die „existenzielle Dimension religiöser Fragen zur Sprache“ zu bringen, Geltung zu verleihen. So gelingt es, dass die Beiträge – wie Johann Hinrich Claussen es selbst ausdrückt – „fromm“ und „erbaulich“ sind, ohne „aufdringlich oder übergriffig, kitschig oder klebrig“ zu sein.
Das sei an einem Beispiel verdeutlicht. In dem Beitrag „Fragen, die nicht vergehen“ erzählt Claussen von einem Dorfpastor aus dem Hamburger Umland, der die heute vielerorts beschworene Beteiligungskultur bereits um 1930 auf bemerkenswerte Weise praktizierte. Dazu brachte er an seiner Kirchentür einen Kasten an mit der Aufforderung, in diesen die Fragen hineinzuwerfen, die seine Gemeindemitglieder sich immer schon gestellt, aber nicht zu fragen getraut hätten. Der Blick auf das, was dabei zusammenkam, führt zunächst einmal vor Augen, dass die Fragen der Menschen damals sich in vielem gar nicht so sehr unterscheiden von den Fragen heute. Einige Zeit darauf kehrte der Dorfpastor den Spieß um und erbat jetzt seinerseits eine Antwort auf die Frage: „Warum gehe ich nicht in die Kirche?“ Dieses Handeln erinnert
Dieses Handeln erinnert daran, dass die Fragen, vor der Kirche und Glauben stehen, sich gar nicht so stark verändert haben. Es zeigt zudem, dass die Freiheit, sich selbst zur Debatte zu stellen, und die Bereitschaft, vom anderen zu lernen, trotz der gegenwärtig allenthalben behaupteten Beteiligungskultur, die Ausnahme ist.Johann Hinrich Claussen