Was ist am wichtigsten für ein erfolgreiches Leben und gesellschaftliche Teilhabe? Entscheidend sei, dass wir unseren Körper fit und in Form halten, meint der Erfurter Historiker Jürgen Martschukat. Die soziologische Forschung zeige „sehr genau, dass dicke Menschen heute von Schule bis Jobmarkt diskriminiert werden, es ihnen also schwerer gemacht wird, Erfolg zu haben“, sagte er der „taz“. Gesellschaftliche Anerkennung werde im „Zeitalter der Fitness“ vom Körper abhängig gemacht. Typisch für diese Zeit sei, dass etwa auf Smartphones häufig ein Schrittzähler vorinstalliert ist. Fitness und Leistung würden so „immer fester in unsere alltäglichen Befindlichkeiten und unser Verhalten eingeschrieben“.
Die Corona-Zeit scheint Martschukats Befürchtung teils zu bestätigen. Sport ist gerade im Lockdown wichtig, um gesund zu bleiben und somit auch um gesellschaftlich zu „funktionieren“. Das weltumspannende Virus zeigt aber auch, wie verletzlich wir sind – immer schon. Wer angesehen ist und wer nicht, sollte also nicht vom „Fit-Sein“ abhängen.