Synodale ProzesseLob des Streits

„Gut, dass wir mal drüber geredet haben.“ Mehr wird nicht bleiben vom Synodalen Weg, unken Kritiker. Sie übersehen: Damit ist viel gewonnen.

Mitten in unserer säkularen Gesellschaft setzen sich Pastoralreferentinnen, Bischöfe, BDKJ-Begeisterte, konservative Theologen, Vertreter sexueller Minderheiten und viele andere zusammen, um zu debattieren: Wie geht das eigentlich, katholisch sein? Die Digitalität, eine positive Folge der Corona-Pandemie, hat die neue Offenheit noch verstärkt. Wirklich jeder konnte sich bei der letzten Online-Vollversammlung zuschalten ins Herz der Kirche in Deutschland.

Der Synodale Weg wirkt längst

Der Prozess wird nicht folgenlos sein, da er eine Gesprächskultur geschaffen hat, die sich nicht wieder abstellen lässt: direkt und konfrontativ. Das ist sein eigentliches Pfund, welches beim Blick auf das, was am Ende dabei „rauskommt“, zu schnell außer Acht gerät. Sich durchwurschteln als wäre nichts, das funktioniert nicht mehr – anders als vielleicht noch nach der „Würzburger Synode“ vor fünfzig Jahren. Das Unterwegs-Sein ist auch kein „Um-sich-selbst-Kreisen“, das vom „Eigentlichen“ abhalte. Vielmehr: So ist die Kirche, so „geht“ Kirche. So ging es los beim Apostelkonzil der Jerusalemer Urgemeinde.

Der Synodale Weg zeigt gerade seine Kraft, wenn etwa Bischöfe zögernd, kritisch auf das römische responsum ad dubium zur Frage der Segnung homosexueller Paare reagieren und dabei auf das neue Gesprächsformat verweisen: auf die Diskussionen und Gedanken, die dort zu gelingenden Beziehungen ausgetauscht werden. Klar, nicht alle machen das, einige bekräftigen die Einlassung der Römer. Das ist ihr gutes Recht. Doch sie sind Teil des Synodalen Wegs und werden sich dort theologisch mit anderen messen müssen.

Jetzt sogar Irland

Und es gibt noch mehr Gründe für Optimismus. Es deutet sich nämlich an, dass der Synodale Weg Schule macht, zum Beispiel in Irland. Die katholischen Bischöfe kündigten dort vergangene Woche an, eine Nationalsynode einzuberufen. Als Vorbereitung ist ein synodal pathway geplant. Dabei werden die irischen Katholiken, auch Distanzierte und Ausgetretene, nach dem Willen des Heiligen Geistes für ihre Kirche fragen. Man muss sich das einmal vorstellen, dass der einst so selbstherrliche Klerus Irlands so etwas macht! Klar, das mag gerade dort, wo die Krise der Kirche so beispiellos ist wie ihre vorherige Dominanz, auch aus blanker Not geboren sein. Aber na und?

Zudem: Rom will beim Synodalen Weg in Deutschland lauschen. Kurienkardinal Mario Grech aus Malta, ein Synoden-Experte des Papstes, überlegt, beim nächsten Treffen dabei zu sein. Ein Spitzel? Immerhin hat Grech selbst gesagt, bei solchen Prozessen gebe es auch „jene, die man zu etwas Vorsicht mahnen muss.“ Er sprach aber auch von einem „positiven Moment für die Kirche“. Vielleicht will Rom ja Erfahrungen sammeln, womöglich sogar in Vorbereitung auf ein neues weltweites Konzil? Liebe Synodale, bleibt dran.

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