Ihre letzten Fernsehauftritte hatten manchmal etwas Tragisches. Etliche Clips im Netz zeigen, wie Uta Ranke-Heinemann, meist in ihrem typischen grünen Lederkostüm, sich echauffiert, wie sie sich in Rage und auch ein bisschen um Kopf und Kragen redet.
Als Glaube Gesprächsthema war
Das war das letzte Echo jener vielen Kämpfe und Dispute, durch die Uta Ranke-Heinemann seit den 1980er-Jahren gegangen ist. Kaum einer der Nachrufe auf sie kommt ohne das Wort „streitbar“ aus. Doch wem sagt das heute etwas? Wo wird überhaupt noch so engagiert in der breiten Bevölkerung über Glaube und Theologie diskutiert? Die Zeit ist ein Stück weit darüber hinweggegangen.
Für Generationen war Uta Ranke-Heinemann der Inbegriff der provokanten, scharfzüngigen, sehr oft auch geistreichen Kirchenkritikerin. Ihre Mutter hatte beim großen Rudolf Bultmann (1884–1976) studiert, der auch Uta förderte und für die Theologie begeisterte. Nach 13 Semestern an verschiedenen evangelischen Fakultäten nahm sie 1953 die Konfession ihres Partners, des katholischen Religionslehrers Edmund Ranke an, den sie seit Schulzeiten kannte und ein Jahr später heiratete. Ihr Vater – der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann – habe sie vor der Konversion gewarnt. „Und es ging auch nicht gut“, schrieb sie später. In beiden Kirchen werde es schwierig, wenn man „anfängt zu denken und aufhört zu glauben“.
In München studierte Uta Ranke-Heinemann katholische Theologie – zusammen übrigens mit Joseph Ratzinger. Nach Promotion und Dozentinnentätigkeit habilitierte sie sich als erste Frau der Welt 1969 in Theologie, sie wurde Professorin. In Essen lehrte sie Neues Testament und die Geschichte der Alten Kirche.
Zunehmend kam Uta Ranke-Heinemann in Konflikt mit traditionellen Lehrinhalten. Als sie öffentlich erklärte, nicht an die Jungfrauengeburt im biologischen Sinn glauben zu können, entzog ihr der Essener Bischof Franz Hengsbach 1987 die Lehrerlaubnis. Ihr kritisches Denken, so scheint es, wurde dadurch nur noch mehr angespornt. Ein Jahr später erschien ihr Hauptwerk „Eunuchen für das Himmelreich“, in dem sie die kirchliche Sexuallehre auseinandernahm.
Der Zweifel hat einen Sinn
In ihren letzten Lebensjahren erklärte Uta Ranke-Heinemann ihren „Abschied vom traditionellen Christentum“. Der Tod ihres Mannes ließ seither „die schwarzen Zweifel“ mächtig werden. Sie brachte sie immer wieder ins Wort – genauso wie ihre Hoffnung, „dass der Zweifel einen Sinn hat“.