Wir haben wieder mal die Zeit umgestellt. Am letzten Sonntag, von der Normalzeit auf die Sommerzeit, eine Stunde nach vorne. Dass das ein Gewinn ist, daran zweifeln immer mehr Leute. Gemacht wird es trotzdem, weil sich die EU-Staaten nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können.
Im übertragenen Sinn würden dagegen viele gern die Zeit vorstellen. Dann wäre zum Beispiel schon jetzt ersichtlich, wie wir am besten durch die hoffentlich letzte Phase der Pandemie kommen. Im Augenblick ahnen wir nur, dass es Lockerungen in die dritte Welle hinein nicht sein können. Die Zahlen explodieren, und wir schicken die Kinder, vielerorts ungetestet, in die Schulen und rangeln um das „Recht auf Urlaub“.
Auch in der Kirche würde man die Zeit gerade gerne ein wenig beschleunigen. Man wüsste zum Beispiel gerne, wie die Sache mit dem Synodalen Weg weiter- und ausgeht. Das jüngste Nein aus dem Vatikan zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat noch einmal die Fronten deutlich gemacht. Gedacht war das als Stoppschild aus Rom. Aber die meisten Synodalen würden wohl den Tatbestand des „Rechtfertigenden Notstands“ für sich reklamieren – und damit das nicht nur subjektive Recht, solche Stoppschilder zu überfahren. Schließlich geht es um eine existenzielle Gefahr, um die Glaubwürdigkeit der Kirche, um alles also (vgl. die Leserbriefe auf S. 8).
Schauen wir das Ganze aber noch von anderer Seite an: nicht hinsichtlich der Zeit, die es aktuell zu verändern gilt (manche wollen die Zeit und die Verhältnisse ja auch zurückdrehen) – sondern mit dem Blickwinkel auf das, was sich bereits verändert hat. Nochmal das vatikanische Votum als Beispiel: Wie viel offene Kritik und Widerstand hat sich da formiert! Das hätte es „früher“, in der „guten alten Zeit“, nicht gegeben. Was es allerdings auch nicht gegeben hätte: Dass Kirchenkriterinnen aus der Kirche austreten. Uta Ranke-Heinemann blieb zeit ihres Lebens katholisch (vgl. S. 2). Die Gründerinnen von Maria 2.0, Lisa Kötter und Andrea Voß-Frick aus Münster, haben dagegen jetzt ihren Austritt erklärt. Der Schritt dürfte das Projekt schwächen. Aber es ist eben auch ein Zeichen der Zeit: die Geduld und der Wille, von innen an Reformen zu arbeiten, scheinen mancherorts aufgebraucht.
Ein letzter Gedanke zum Thema „Zeit“: Wir feiern Ostern, wenn auch erneut unter Pandemiebedingungen. Wir feiern, dass Gott in Jesus Christus gezeigt hat, dass der Tod nicht das Ende ist. Wenn das mal nicht die entscheidende Zeitenwende ist! Verlag und Redaktion wünschen Ihnen frohe, gesegnete Ostern!