Deutschland und die Corona-PolitikDie zentrale Krise

Deutschland in der Corona-Pandemie ist ein Land im Dilemma: Zentralisierung wie bei der Impfstoffbeschaffung hat nicht funktioniert, Dezentralisierung wie bei den Corona-Maßnahmen auch nicht. Bei der Suche nach einer Lösung hilft vielleicht ein Blick auf die Kirche.

Die psychischen Probleme, die durch die Corona-Pandemie verursacht werden, sind weitreichender als Einsamkeit und Überlastung. Als Deutsche sind wir getroffen in unserem Nationalstolz, der seit jeher geprägt gewesen ist von dem unerschütterlichen Wissen, dass wir die Weltmeister in Organisation, Perfektionismus und Logistik sind, uns die Welt dafür zwar nicht liebt, aber beneidet. Dieses Wissen ist erschüttert. Unsere Impfstoffbeschaffung haben wir einer zentralen Institution, der Europäischen Kommission, anvertraut, und diese Zentralisierung ist gescheitert. Unsere Corona-Politik liegt in den Händen einer föderalen Struktur, den einzelnen Bundesländern, und diese Dezentralisierung ist ebenfalls gescheitert. Dies so zu erkennen, tut natürlich weh, und dass die hilflose Kanzler-Union im Lichte dieses Dilemmas jetzt auch noch den Wahlkampf beginnt, ist, als würde man Salz in eine Wunde streuen.

Zufrieden sein mit Mittelmaß?

Nun könnte man es mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier halten, der in seiner Osteransprache mahnte, wir sollten nicht immer nur schwarz und weiß sehen, nicht immer entweder himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt sein, sondern uns auch mal mit Mittelmaß zufriedengeben. Diese Strategie funktioniert aber schon bei enttäuschten Kindern oder liebeskummergeplagten Singles nicht. Es herrscht eine tiefe Vertrauenskrise in die demokratischen Institutionen unseres Landes, die nicht deshalb aufhören wird, nur weil wir ab dem kommenden Herbst womöglich anders regiert werden.

Wie kommen wir besser durch?

Nein, es müssen Reformen her und vor den Reformen ein breites Verständnis darüber, was passieren muss, damit Deutschland und die EU künftig besser durch eine so massive Krise kommen, die unser aller Leben gefährdet, unsere Freiheitsrechte einschränkt, unsere Wirtschaft lahmlegt und eine ganze Generation ihrer Zukunftschancen berauben könnte.

Ist es gut und richtig, dass die Europäische Kommission mit einem so existenziellen Thema wie der Impfstoffbeschaffung beauftragt wird, wenn sie damit zwar wunderbar solidarisch handelt, aber nicht optimal verhandelt? Ist es gut und richtig, dass ausgerechnet bei einer grenzenlosen Krise wie einer Pandemie in nahezu jedem Landkreis andere Regeln gelten? Solcherlei Themen gibt es noch etliche, und die müssten dringend grundsätzlich diskutiert und neu geordnet werden, denn die Gefahr durch den Klimawandel etwa wird man nicht wegimpfen können.

Deutschland braucht einen Synodalen Weg.

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