Corona und der Glaube
Zum Beitrag „Corona widerstehen“ (CIG Nr. 12, S. 3) möchte ich anfügen: Wann kapieren wir Menschen, dass es nach der Pandemie nicht weitergehen kann wie vorher? Ein Umdenken, wie von Ihnen beschrieben, wäre dringend notwendig. Stattdessen fragen viele nur, wann sie endlich wieder nach Mallorca fliegen können.
Josef Lang, Zwettl/Österreich
Was mir aufgefallen ist: Nur ein einziges Mal kommt in dem Text das Wort „Gott“ vor – und dabei hieß es doch in der Überschrift, es gehe um die Corona-Widerstandskraft aus dem Glauben. Über Gottvertrauen, aus dem Kraft zu Hoffnung und Zuversicht wächst, hätte ich gern mehr gelesen.
Karl Weiß, Weil im Schönbuch
Kirchliche PR-Aktionen
Es stimmt, was Sie mit der „Kartoffelkirche“ (CIG Nr. 12, S. 7) aufspießen: Modern zu erscheinen, mag stellenweise helfen, es reicht aber nicht – vor allem dann nicht, wenn einfache, selbstverständliche Gesten vergessen werden. Unsere Tochter ist vor ein paar Monaten umgezogen. Als neues Gemeindemitglied wurde sie offenbar durch Daten aus der Meldestelle registriert und bekommt nun regelmäßig Post mit Spendenbitten für kirchliche Organisationen. Sie wird also lediglich als finanziell interessant wahrgenommen und „automatisch“ mit entsprechenden Briefen versorgt. Wie sehr hätte sie sich über ein paar Begrüßungszeilen aus dem Pfarrbüro gefreut!
Hans-Jürgen Rudolf, Itzehoe
Der eigentliche Abbruch
Ihren Gedanken im Kommentar „Verlaufen?“ (CIG Nr. 10, S. 1) stimme ich zu. Die Bischöfe nehmen zu Recht die steigende Zahl der Kirchenaustritte in den Blick. Allerdings: Die eigentliche Erosion findet von unten statt – nahezu lautlos, aber dafür unerbittlich. In den kirchlichen Statistiken beobachte ich einen Abbruch der Glaubens- und Gemeindebindung zwischen Erstkommunion und Firmung. In dieser Phase müsste sich die „magisch-anthropomorphe Gottesbeziehung zur imaginären Gottesbeziehung“ wandeln, wie es der Pastoralpsychologe Erwin Möde formuliert hat. Bleibt dies aus, sehen junge Menschen nicht mehr, dass der Glaube von ihrer Alltagserfahrung gedeckt wird, und sie legen ihn in der Folge ab. Ich kann nicht erkennen, dass die Verantwortlichen in der Kirche dies im Blick haben. Eltern tun sich oft selbst schwer mit dem Glauben. Der Religionsunterricht kann es mit einer Stunde pro Woche kaum leisten. Und den Jugendkaplan früherer Zeiten gibt es auch nicht mehr. Wie kann der Glaube eines Heranwachsenden so erwachsen werden?
Hans-Jürgen Oeynhausen, Dormagen
In Ihrem Kommentar heißt es, die Kirche verharre in zu vielen Gegenpositionen zur Gegenwart. Das stimmt, ist aber doch zu tief angesetzt. Tatsächlich verharrt die Kirche in zu vielen Gegenpositionen zum Evangelium!
Johannes Kügler, Hameln
Ich fühle mich durch Ihren Kommentar bevormundet. Nach 59 Jahren intensivster Mitarbeit bin ich jetzt gegangen. Und natürlich weiß ich nicht, wo ich „landen“ werde. Aber muss ich das schon wissen? Habe ich mich deshalb „verlaufen“? Der Kirche den Rücken zu kehren, war für mich eine überlebenswichtige Entscheidung. Ich habe es schon rein körperlich nicht mehr ertragen. Ich konnte nicht mehr atmen, fühlte mich niedergedrückt und zermürbt. Dabei hatte ich immer die Überzeugung, dass ich Kirche nur von innen verändern kann. Wenn die Kirche zu einer jesuanischen Gemeinschaft zurückkehren würde, könnte ich mir eine Mitarbeit sofort wieder vorstellen.
Ilona Bussen, Hamminkeln
Echte Verheutigung
Danke für den Beitrag „Zwischen den Stühlen“ (CIG Nr. 12, S. 1). Wenn das Evangelium derart in unseren heutigen Kontext übertragen übersetzt wird, kann es Gegenwart werden. Biblische Provokation und Verheißung treffen mich heutig und gehen mir unter die Haut.
Klaus Beurle, Würzburg
Wie vom Judentum reden?
Dass der Regisseur Christian Stückl die Buber-Rosenzweig-Medaille erhalten hat, weil er in Passionsspielen Juden nicht mehr als Gottesmörder darstellt (CIG Nr. 10, S. 2), ist zu begrüßen. Dennoch befinden sich gerade in Religionsbüchern weiterhin Elemente, die Juden herabsetzen. Verbesserungsbedarf besteht zum Beispiel bei der Übersetzung hebräischer Begriffe. Nach der Analyse von mehr als 60 Lehrwerken hat der Zentralrat der Juden konkrete Vorschläge gemacht, wie das Judentum im christlichen Religionsunterricht sinnvoll thematisiert werden kann. Im Sinne eines Gesprächs auf Augenhöhe sollten diese Berücksichtigung finden.
Norbert Schmeiser, Waldshut
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