Ostern - leben!Auferstehung der Lebenden

Die Auferstehung im Tod meint das jenseitige Leben. Doch Wandlung und Neubeginn soll es auch jetzt geben.

So wie das Johannesevangelium von Thomas und seiner Begegnung mit dem auferstandenen Herrn erzählt, gibt es auch im Lukasevangelium eine Szene, in der Jesus nach seiner Auferstehung in menschlicher, körperlicher Gestalt in die Mitte seiner Jünger tritt. Dabei spricht er: „Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht“ (24,39).

Es bleibt hier jedoch nicht beim menschlichen „Ich bin es selbst“. Jesus erschließt seinen Gefährten die Schrift und damit sich selbst im großen Zusammenhang der Überlieferung. Offensichtlich hat sich alles erfüllt, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über den Messias geschrieben stand: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.

Doch die Jüngerinnen und Jünger sehen nur das vorläufige Ergebnis: Jesus ist gestorben, begraben und nun steht er als auferstandener Christus vor ihnen. Wie sich diese Wandlung vollzogen hat, wie sich der Körper dennoch verändert haben muss – schließlich wird Jesus erst an seinem Handeln und Reden erkannt –, das hat im Verborgenen des Grabes stattgefunden. Und auch wenn über 2000 Jahre noch so viele Erklärungs-, Deutungs- und Darstellungsversuche unternommen worden sind – es entzieht sich unserem Zugriff und unserem Begreifen.

Doch ist mit der Auferstehung Jesu nichts abgeschlossen. Sie bezieht sich ja nicht nur auf Jesus, sondern auf alle. Und sie bezieht sich nicht nur auf ein jenseitiges Leben nach dem Tod, sondern auf die Auferstehung aller in der gegenwärtigen menschlichen Welt. Denn ist nicht das Angebot der Vergebung der Sünden erst einmal so zu verstehen: als Möglichkeit zur Wandlung, zum Neubeginn noch während wir leben? Und ist nicht gerade jetzt, nachdem wir uns so viel und so lange mit einem Übermaß an Tod, an Einsamkeit, an Langeweile und einem solchen Mangel an Gemeinschaft, an Begeisterung, an Bewegung abfinden mussten, eine Auferstehung dringend notwendig? Nicht als Rückkehr ins Alte, sondern als Aufbruch ins Wesentliche.

Der Schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti, der im Januar dieses Jahres 100 Jahre alt geworden wäre (vgl. CIG Nr. 5, S. 7), hat den Gedanken auf seine ganz eigene Art verdichtet:

Ihr fragt

wie ist die auferstehung der toten?

ich weiß es nicht

ihr fragt

wann ist die auferstehung der toten?

ich weiß es nicht

ihr fragt

gibt’s

eine auferstehung der toten?

ich weiß es nicht

ihr fragt

gibt’s

keine auferstehung der toten?

ich weiß es nicht

ich weiß

nur

wonach ihr nicht fragt:

die auferstehung derer die leben

ich weiß

nur

wozu Er uns ruft:

zur auferstehung heute und jetzt

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