Es gibt wieder einmal eine Debatte über das Osterdatum. Angestoßen hat sie das orthodoxe Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel. Eher informell – im persönlichen News- letter des Erzbischofs Job von Telmessos – wurde auf das Jahr 2025 als kairos verwiesen, als gute Gelegenheit für einen neuen Anlauf zum gemeinsamen Zeugnis. Dann jährt sich das Konzil von Nizäa zum 1700. Mal. Damals verständigten sich die Christen auf ein einheitliches Osterdatum – allerdings nur vorübergehend, wie wir heute wissen.
Konkurrierende Kalender
Zum Hintergrund: Eigentlich feiern die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Gläubigen Ostern am selben Tag wie wir in der Westkirche: am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Nur trägt dieser Tag jeweils ein anderes Datum, weil verschiedene Kalender zugrunde gelegt werden. In der Westkirche gilt die Gregorianische Zeitrechnung, was 2021 zu Ostern am 4. April führte. Die Ostkirchen rechnen mit dem Julianischen Kalender und landen diesmal am 2. Mai.
Die Diskussion ist nicht neu. Bislang schien aber keine Konfession bereit zu sein, von der eigenen Tradition abzurücken. Man fürchtete, als „Verlierer“ dazustehen. Keinesfalls wollte man den Eindruck erwecken, „die anderen“ hätten einen über den Tisch gezogen. Eigentlich eine seltsame Kategorie unter Glaubensgeschwistern! Doch auch jetzt hat die russisch-orthodoxe Kirche bereits reflexartig abgewinkt. „Wir haben nicht die Absicht, unser Ostern zu ändern“, hieß es aus dem Moskauer Patriarchat.
Ein Fest für alle?
Dennoch: Vielleicht hat das Ganze schon so viel Fahrt aufgenommen, dass sich am Ende doch etwas bewegt. Seit Wochen folgt Vorschlag auf Vorschlag. Der Jerusalemer Benediktiner Nikodemus Schnabel etwa hat angeregt, Ostern am Pessach-Sonntag zu feiern. Das wäre ein ökumenisches Signal, zudem noch „eine Verneigung der gesamten Christenheit vor unserem gemeinsamen Fundament, dem Judentum“. Ganz so wird es nicht funktionieren. Schließlich haben die Christen das Osterfest einst ja bewusst in Absetzung von Pessach terminiert, um den Neuanfang durch Jesus, den Christus, deutlich zu machen. Darauf wies die Theologin und CIG-Autorin Andrea Riedl hin. Auch von jüdischer Seite wurde bereits die Sorge vor einer Vereinnahmung formuliert.
Beobachter sehen in dieser Frage aber deutlich mehr Dynamik als noch vor kurzem. Vielleicht geht ja doch etwas? In jedem Fall ist es gut, dass die unterschiedlichen Festtermine immer noch und immer wieder neu als Ärgernis, als Stachel im Fleisch wahrgenommen werden. Wo sonst könnte Veränderung herkommen?