Während die Infektionszahlen hoch bleiben, haben Politik und Religionen vergangenen Sonntag offiziell der Corona-Toten gedacht. Das stößt einigen übel auf, beobachtet der Publizist Philipp Greifenstein im Online-Magazin Die Eule. Das Hauptargument der Kritiker: Die Pandemie ist keineswegs vorüber, und zu ihrer Bekämpfung sind andere Maßnahmen dringender nötig als „gefühlige“ Gedenkveranstaltungen.
Tod und Trauer kämen immer „zur Unzeit“ und somit „quer zu unseren Plänen“, hält Greifenstein dagegen. Deshalb sieht er im Trauern auch zuerst „eine Zeit des Schutzes, der Ruhe.“ Und doch sei es mehr als „passives Abwarten und stoisches Ertragen“. Das Totengedenken macht klar, warum die einschneidenden Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens gerade jetzt geboten sind, ist der Publizist sicher. So gesehen seien Trauern und Handeln keine Entweder-oder-Alternative. „Aus Trauer und Anteilnahme wachsen Solidarität und Mitgefühl.“ Greifensteins Fazit: „Trauern ist nicht Nichtstun.“