Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Das hat der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889–1951) gesagt. Wird genau das nicht gerade deutlich, wenn viele von „Impf-Privilegien“ reden? Gemeint ist die Frage, ob etwa Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen auch für jene weiter gelten sollen, die beide Impfungen gegen Covid-19 erhalten haben und die Krankheit damit nachweislich nicht mehr weitergeben können. Das trifft nun immerhin fast auf ein Zehntel der Bundesbürger zu, wie das Robert-Koch-Institut meldete. Dazu kommen gut drei Millionen Genesene, die ebenfalls niemanden mehr anstecken können. Es geht also darum, ob Einschränkungen der Grundrechte für Teile der Bevölkerung aufzuheben sind.
Diese Rechte sind aber kein Privileg, sie stehen über allem! Sie können auch nicht „zurückgegeben“ werden, sondern höchstens nicht länger „eingeschränkt“ sein, wenn die Gründe hierfür entfallen. Der falsche Sprachgebrauch zeigt, dass ein Jahr Pandemie unsere (Gedanken-)Welt klein gemacht hat.