Das Nachdenken über Sterben und Tod hat eine lange Tradition. Doch sich der Begrenzung des Lebens zu stellen, verlangt Mut. Menschen neigen deshalb dazu, die Absolutheit des Todes zu verdrängen. Es ist paradox: Was alle unausweichlich betrifft, ist zum Tabu geworden. Ausgerechnet das Corona-Virus hat das Ende des Lebens jetzt in die Mitte des pandemiegeplagten Alltags gezerrt. Ausweichen – das trägt nicht mehr. Existentielle Fragen türmen sich auf. Doch wer wagt Antworten, die über naturwissenschaftliche Erkenntnisse, kapitulierende oder tröstende Floskeln hinausgehen?
Bis zum letzten Atemzug
Der Theologe, Religionswissenschaftler und Rektor der Palliativ-Spirituellen Akademie „Domicilium“ Michael von Brück gibt in seinem Buch „Vom Sterben“ historische, spirituelle und praktische Antworten. Er wendet sich an Menschen, die sich auf ihr Sterben vorbereiten wollen oder Sterbende begleiten.
Gleich der erste Satz des Vorworts bietet die Quintessenz: „Dies ist ein Buch vom Leben im Sterben!“ Den scheinbaren Widerspruch löst der Autor sogleich auf: Es gehe nicht allein um den Lernprozess, das eigene Sterben anzunehmen, sondern vor allem darum, intensiver leben zu lernen, selbst in der letzten Phase des Lebens. Die ars moriendi, die von der Antike bis in die Neuzeit gepflegt wurde, und die ars vivendi sind Schlüsselbegriffe, die miteinander verwoben sind.
Zen, Yoga und Wissenschaft
Jeder durchlebt sein Sterben allein, auch wenn die Hand gehalten wird. Doch man kann sich vorbereiten, ist von Brück überzeugt. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen stehen nicht Religion oder die Frage, ob gläubige Menschen leichter sterben. Der Zen- und Yogalehrer verfolgt eine meditativ-spirituelle Sicht, ohne Erfahrungen aus der Hospizarbeit und Erkenntnisse der Naturwissenschaft zu vernachlässigen.
Wer sich im Leben seiner Angst vor dem Tod stellt, sie durchlebt und annimmt, den wird sie im Angesicht des Todes nicht mehr überwältigen. Welche Übungen auf dieser spirituellen Reise helfen, bringt der Autor seinen Lesern in zehn Einheiten nahe. Wer Hilfe zur Selbsthilfe bei der Auseinandersetzung mit seiner Vergänglichkeit sucht, findet bei Michael von Brück eine lebensbejahende Anleitung.