Todesstrafe in den USAVerrohte Staaten von Amerika

Im US-Bundesstaat South Carolina können Todeskandidaten künftig wieder erschossen werden. Das zeigt, dass die Todesstrafe nicht abschreckt, sondern die Menschen verroht, die über sie entscheiden.

Warum schreiben wir hier an dieser Stelle Kommentare über das aktuelle Zeitgeschehen, über Ereignisse in den Kirchen, über Themen des Glaubens, die uns bewegen? Wir sind nicht so anmaßend zu glauben, dass unsere Zeilen direkt etwas bewirken, etwas ändern könnten. Wir möchten mit Ihnen in den Dialog treten, wir möchten etwas dazu beitragen, dass Sie sich Ihre Meinung bilden können. Manchmal bestärken wir Sie, manchmal fordern wir Sie heraus. Die meisten unserer Meinungen kann man, wie wir an Ihren Reaktionen immer wieder feststellen, so oder so betrachten. Diese nicht.

„Ein bisschen grausam“

Am 5. Mai hat das Abgeordnetenhaus im US-Bundesstaat South Carolina dafür gestimmt, Erschießungskommandos als zusätzliche Hinrichtungsmethode neben dem Elektrischen Stuhl und der Giftspritze zuzulassen. Das bevorzugte Tötungsmittel bleibt die Giftspritze. Sollte die nicht zur Verfügung stehen, muss der Todeskandidat künftig zwischen dem Elektrischen Stuhl und der Erschießung wählen. Hintergrund der Entscheidung in South Carolina, wo seit 2010 keine Hinrichtungen mehr durchgeführt wurden: Immer mehr Medikamente für die tödlichen Injektionen laufen ab, und es gibt keinen Nachschub mehr. Der einzige US-Hersteller produziert wegen der wachsenden Proteste seit 2011 kein Pentobarbital mehr.

South Carolina ist der vierte Bundesstaat, der Erschießungen wieder als Hinrichtungsmethode eingeführt hat. Zuvor wurden sie bereits in Oklahoma, Mississippi und Utah zugelassen. Dort kommentierte der Gouverneur Gary Herbert die Entscheidung im Jahr 2015 so: Die Tötung eines Verurteilten durch ein Erschießungskommando sei zwar „ein bisschen grausam“, aber in Utah gelte nun einmal die Todesstrafe und die müsse auch durchgesetzt werden.

Der Unterschied zum Tier

So weit die absolut grausamen Fakten mitsamt zynischem Politiker-Fazit. Man muss noch nicht einmal Christ sein und an die immerwährende Kraft der Zehn Gebote glauben, um sich von dieser Nachricht erschüttern zu lassen. Es geht auch nicht in erster Linie darum, dass sich die Hinrichtungsauswahl in den USA zuträgt. In der vermeintlich freiheitlichsten und fortschrittlichsten aller Demokratien fällt sie nur umso mehr auf.

Die Todesstrafe ist überall verwerflich. Sie wirkt nicht abschreckend, aber ganz offensichtlich verroht sie jene, die über sie entscheiden. Der größte Unterschied des Menschen zu allen anderen Lebewesen liegt in der Fähigkeit, nach ethisch-moralischen Prinzipien zu handeln. Diese Fähigkeit würde es den Amerikanern auch ermöglichen, nicht nur über den Einsatz verschiedener Hinrichtungsmethoden zu entscheiden, sondern auch über die Abschaffung der Todesstrafe.

Christ in der Gegenwart im Abo

Unsere Wochenzeitschrift bietet Ihnen Nachrichten und Berichte über aktuelle Ereignisse aus christlicher Perspektive, Analysen geistiger, politischer und religiöser Entwicklungen sowie Anregungen für ein modernes christliches Leben.

Zum Kennenlernen: 4 Wochen gratis

Jetzt testen