Endlich, möchte man sagen. Nachdem die Kirche auf die drängenden umweltethischen Herausforderungen jahrzehntelang nicht geantwortet hat und erst mit der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus 2015 einen lehramtlichen Meilenstein in dieser Frage gesetzt hat, legt das Buch „Christliche Umweltethik“ von Markus Vogt ein starkes Fundament für die Begründung, die Konsequenzen und die Zukunft umweltethischen Engagements.
Es ist ein opus magnum, ein mächtiges Buch, das Ergebnis zehnjähriger Forschungsarbeit des Münchner Professors für Christliche Sozialethik, das er als Nachfolger seines preisgekrönten Werks „Prinzip Nachhaltigkeit“ angelegt hat.
Gründlich, systematisch, in großer Ruhe entfaltet Vogt eine umweltethische Reflexion. Er beginnt bei den gesellschaftstheoretischen Grundlagen, die für sich genommen schon einen guten Überblick über die breitgefächerte Umweltproblematik geben, dabei nehmen sie nicht mal ein Viertel des Buches ein. Er geht dann über zu theologischen und kirchenamtlichen Zugängen, und hier nimmt die „Christliche Umweltethik“ Fahrt auf. Nüchtern seziert Vogt den „katholischen Verspätungsfaktor“ und preist die Enzyklika „Laudato si“, in deren Entfaltung und Interpretation er gar das Hauptziel seines Buches sieht. Während die katholische Leitmaxime „Schöpfung bewahren“ noch einen Seitenhieb abbekommt („die Natur kann kein möglicher Gegenstand statischen Bewahrens sein“), sieht der Münchner Professor in den Kompetenzen der Kirche offenkundiges Potenzial für eine umweltgerechte, nachhaltige und schöpfungsverträgliche Entwicklung.
Als Lehrbuch möchte Vogt sein Werk verstanden wissen, aber es ist gleichzeitig Mahnung, Manifest und Motivation. Es schließt mit der ausführlichen Vorstellung konkreter Handlungsfelder und kirchlicher Initiativen, denen Vogt eine mögliche „Schrittmacherfunktion“ attestiert. Wem Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klima-Engagement am Herzen liegen und wer bisher mit der Sprachlosigkeit der Kirchen gehadert hat, findet bei Markus Vogt eine starke Antwort. Endlich …