Sage noch einer, es tut sich nichts!“ Das schrieb dieser Tage der Jesuit Andreas R. Batlogg. In seinem Blog setzt er sich mit dem lauter werdenden Geraune auseinander, Papst Franziskus habe angesichts vielfältiger Widerstände aus dem innersten Kreis der Kirche kapituliert und sei mit seinen Reformvorhaben gescheitert. Demgegenüber hält Batlogg fest: „Klar, Franziskus steuert auf seinen 85er zu. Aber: Er wirkt mindestens, trotz aller Strapazen, die das Amt mit sich bringt, trotz der kirchlichen Großwetterlage, oft noch sehr frisch, wach, aufmerksam.“
Zwei Vorgänge aus der letzten Woche unterstreichen diesen Eindruck. Die Ankündigung, vor der nächsten Bischofssynode die gesamte Weltkirche auf einen synodalen Weg zu schicken, hatten Beobachter so nicht unbedingt erwartet. Zwei Jahre lang wird die nächste Vollversammlung der Bischöfe vorbereitet. Die Kirche soll dabei lernen, wie mehr Synodalität geht.
Selbstverständlich gibt es auch schon Kritik, wird das Unternehmen bereits schlechtgeredet. So wird zum Beispiel gefragt, ob das nicht bloße Nabelschau, Selbstbeschäftigung sei. Müssten nicht auch weltkirchlich die konkreten Themen auf den Tisch, wie sie beim Synodalen Weg in Deutschland besprochen werden? Sollten die Bischöfe nicht direkt über den Zugang von Frauen zu Ämtern und Diensten oder die Erneuerung der kirchlichen Sexuallehre reden? Andere mutmaßen, mit dem Prozess auf weltkirchlicher Ebene solle der deutsche Synodale Weg eingehegt, gekapert werden. All diese Bedenken und Einwürfe kann man haben beziehungsweise machen. Aber ich bin da eher bei Andreas Batlogg: „Die deutsche Brille liest anders als die weltkirchliche. Und ist schnell mit Analysen zur Hand. Schade manchmal! Der Papst: alt, müde, lahm? In diesen Chor will ich nicht einstimmen.“
Überraschend verlief auch der Besuch des Papstes bei seinem Haussender „Radio Vatikan“. Hier hat Franziskus ebenfalls alles andere als einen amtsmüden Eindruck gemacht, sondern ungewohnte und unangenehme Fragen gestellt. „Wie viele hören euch? Wen erreicht ihr? Stellt ihr euch die Frage, für wen ihr das Ganze macht?“ Bei Stefan von Kempis, dem Chefredakteur der deutschen Sektion, fiel das auf fruchtbaren Boden. Natürlich sei man ein „Nischenprogramm“, das viel Geld koste, räumte er im „Domradio“ ein. Deshalb müsse man auch alles daran setzen, möglichst viele Menschen zu erreichen. Das stimmt und hat zunächst einmal nichts mit dem innerkirchlich oft gescholtenen wirtschaftlichen Denken zu tun – sondern ist Evangelisierung, Mission im besten Sinn.