Die Kompetenz der Jury
Als Leiter der Fachstelle für Büchereiarbeit im Bistum Mainz bin ich sehr enttäuscht von der bischöflichen Ablehnung des Titels „Papierklavier“ für die Vorauswahl zum katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Dieses Veto einer Minderheit befördert erneut das Misstrauen gegenüber der Kirche. Die große Anerkennung, die unser Preis eigentlich hat, wird untergraben, indem das Urteil einer mit ausgewiesenen Fachleuten besetzten Jury verworfen wird. Zumal die Gründe dafür nur vage benannt werden. Wer wird einer Kirche, die so agiert, Gestaltungskompetenz für unsere Gesellschaft zutrauen?
Josef Staudinger, Alzey
Die Kräfte des Christlichen
Mit dem Dichter Angelus Silesius möchte ich sagen: „Ach, dass ich dich so spät erkannte…“ – nämlich diese Kurzformel des Glaubens. Den Beitrag über „Die drei Kräfte des Christlichen“ empfinde ich als sehr hilfreich. Insbesondere kannte ich noch keine solch erhellende Auslegung des „Christushymnus“ aus dem Philipperbrief. Es stimmt mich aber traurig zu sehen, was im Gegensatz dazu oft kirchlich geschieht – besonders katholischerseits. Weitgehend wird hier gerade keine Hilfe dazu gegeben, „dass sie das Leben haben und es in Fülle haben“, wie es Jesu Wunsch ist. Allerdings: Wir stehen in einem gewaltigen Wandel. Das ist die Chance, das starre und teils noch magische Verständnis des Glaubens zu überwinden. Wir dürfen uns nicht mehr abfinden mit dem Gegebenen! Vielmehr sollten wir mit Fantasie die Möglichkeiten sehen. Dann können wir als Christen wirklich lebendig und glücklich werden mit Kraft, Vertrauen, Beharrlichkeit und Einsatz für andere.
Dieter Müller, Magdeburg
Selten habe ich über einem Artikel so lange gerätselt, um schließlich doch zu resignieren. Vielleicht bin ich auch mit einer falschen Erwartungshaltung an die Lektüre gegangen. Die Überschrift erinnerte mich an die Kurzformeln in Karl Rahners „Grundkurs des Glaubens“. Mit der von Matthias Sellmann entwickelten „geistlichen Klugheit“ kann ich dagegen nichts anfangen. Ich bleibe beim Christushymnus selbst. Der gibt mir Kraft genug!
Christoph Bosse, Weilerswist
Ein bisschen liest sich das Ganze wie eine „Anleitung zum Christsein“. Auch klingen die Ausführungen sehr nach Anstrengung oder wie ein Trainingsparcours. Demgegenüber möchte ich betonen: Schon das Wort „Christsein“ verweist ja auf Christus als den Ur-Grund und Ur-Heber des Glaubens. Es geht eben zuerst um eine personale Vertrauens- und Liebesbeziehung zu diesem Lebendigen, der das Leben gelingen lassen will. Glaube ist Geschenk und dann Beziehungspflege mit dem Herrn. Alles andere wird sich daraus ergeben – zur Verherrlichung Gottes und gewiss auch zur besseren Lebensführung „auf den Alltag“ hin.
Hans-Konrad Harmansa, Leipzig
Ich bin Ihnen dankbar für diesen Beitrag. Seit ich in Rente bin, arbeite ich ehrenamtlich. Aber nicht, weil ich Dankbarkeit erwarte oder sogar „einen Lohn im Himmel“. Nein, Gott ist ganz sicher kein Buchhalter! Ich mache das, weil es auch mein Leben so sehr bereichert. Und besonders deshalb, weil ich dafür Talente in die Wiege gelegt, also geschenkt bekommen habe. Diese Schätze will ich nicht vergraben, sondern leben. Wenn das schon „christlich“ ist, dann bin ich froh.
Maria Anna Brockhoff, Emstek
Gerne nehme ich Ihre Einladung an, mich zu dem Artikel zu äußern. Mit fast 87 Jahren blicke ich versöhnt und zufrieden auf mein Leben zurück. Doch ohne die genannten drei Kräfte des Christlichen wäre mir vieles sicher nicht gelungen, heute etwa nun im siebten Jahr die Pflege meiner Frau. Vor schwierigen Situationen wegzurennen, das kam für mich nie infrage. Aber wichtig ist tatsächlich auch, Kraft von außen aufzunehmen.
Uwe Doerry, Heimbach
Die Glocke für die Toten
Der Artikel über die „verrohten Staaten von Amerika“ und das Vollstrecken der Todesstrafe durch Erschießen hat in mir Erinnerungen an einen Amerikabesuch vor vier Jahren wachgerufen. Vor unserem Schwesternhaus in Milwaukee am Michigansee, in dem ich zu Gast war, steht ein separater Glockenturm. Dessen Glocke ertönt jedes Mal – und nur dann –, wenn ein amerikanischer Bürger hingerichtet wird. Alle Schwestern, alle Angestellten verharren dann in Stille und Gedenken. Während meines Aufenthalts vernahm ich den Klang dieser Glocke gleich ein paar Mal. Er ging mir durch Mark und Bein.
Schwester M. Talida Riederer, München
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