Rezension zu Meinrad Walter, Jörg Josef Schwab: Geh aus, mein Herz.Vom Frühlingsgarten zum Himmelsgarten

Nie wird einem in unseren Breiten das Wunder der Schöpfung so deutlich vor Augen geführt wie im Frühling. Die richtige Zeit für „Lieder der Schöpfung“.

Auf den ersten Blick kommt dieses Buch in einer typischen Geschenkbuch-Anmutung daher. Doch es wäre ein Fehler, davon auf seichte Inhalte zu schließen. Vielmehr erschließt der Autor bei seinem „musikalischen Spaziergang“ durch die Natur die ausgewählten Lieder in ihrer spirituellen Aussage. Für Walter, den stellvertretenden Leiter des Amts für Kirchenmusik der Erzdiözese Freiburg, weisen die Musikstücke „über das Irdische hinaus: vom Sommergarten zum Himmelsgarten, vom hier gedeckten Tisch zum ewigen Mahl, vom Singen im Freien zum himmlischen Gesang der Engel“.

Sieben Lieder behandelt Walter in seinem Buch, begleitet von musikalischen Interpretationen des Freiburger Münsterorganisten Jörg Josef Schwab auf der beigelegten CD, die die Essenz der Lieder originell herausarbeiten. Die Bandbreite reicht von einer Vertonung Franz von Assisis Sonnengesang von 1225 (Kurt Rose 1991/92) bis „Gott gab uns Atem, damit wir leben“ von Eckart Bücken (Text) und Fritz Baltruweit (Melodie) von 1982.

Worauf es dem Autor ankommt, zeigen vielleicht am besten seine Überlegungen zu „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ von Paul Gerhardt: Mit Details zur Geschichte des Liedes verwoben, analysiert Meinrad Walter die Strophen und macht deutlich, wie in der Mitte die Perspektive wechselt: Wird in den ersten Teilen voll Vergnügen die Schöpfung geschildert („schau an der schönen Gärten Zier“ oder „der schnelle Hirsch, das leichte Reh/ist froh und kommt aus seiner Höh/ins tiefe Gras gesprungen“), kommt das „Ich“ ab der achten Strophe ins Nachdenken, so in Strophe neun: „Ach, denk ich, bist du hier so schön/und lässt du’s uns so lieblich gehn /auf dieser armen Erden:/was will doch wohl nach dieser Welt/dort in dem reichen Himmelszelt/und güldnen Schlosse werden!“. Die Schönheit der Schöpfung wird hier hoffnungsfroh als Abglanz des Paradieses gesehen.

Eine solche zweite Ebene lässt sich bei fast allen Liedern mitdenken. Es geht nicht nur um das Genießen der irdischen Natur, dahinter lässt sich noch viel mehr erahnen: „Die endgültige Erfüllung steht noch aus; manches aber ist schon erlebbar – und will immer wieder neu und vielstimmig erklingen in unseren Liedern der Schöpfung“. Martin Stumpf

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Walter, Meinrad; Schwab, Jörg Josef

Geh aus, mein Herz Lieder der Schöpfung. Mit CD.

(Verlag am Eschbach, Eschbach 2021, 96 S., 18 €)

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