Man kann nicht behaupten, dass wir Christen für einen radikal anderen, positiven und der Gesellschaft dienlichen Lebensansatz bekannt sind…Die säkulare Welt erwartet von der Kirche keine Innovationen. Dazu haben wir uns zu sehr in unserer frommen Welt eingeigelt und gelten als harmlos und antiquiert. Das schlimmste „Kompliment“, das man uns machen kann, ist, dass wir „nette Menschen“ sind. „Nett“ aber ist ein Synonym für Belanglosigkeit.
Deshalb müssen wir uns wieder von der Masse abheben, anstatt in ihr zu verschwinden. Dies aber wird uns nur mit einer „unerhörten“ Botschaft gelingen, die man uns abnimmt, weil wir sie mit unserem eigenen Leben verkörpern. Dabei geht es nicht etwa um politische Radikalität, sondern um eine radikale Liebe, die für andere da ist. Es geht um den Lebensstil, den Jesus von uns als seinen Jüngern erwartet und den er in der Bergpredigt beschrieben hat. Verbreiten wir diese Botschaft nicht, werden all diejenigen Recht bekommen, die heute schon von einem „nachchristlichen Zeitalter“ sprechen.
Rainer Harter in: „Radical love. Jesus light gibt es nicht – echte Nachfolge braucht das ganze Herz“ (Verlag Herder, Freiburg 2021)