Wer Frank Rieger vom „Chaos Computer Club“ zuhört, läuft Gefahr, sich vor Begeisterung hinreißen zu lassen. Wenn er, wie kürzlich im Deutschlandfunk, über sogenannte Ransomware redet, bleibt einem als Laie der Mund vor Staunen offen stehen. „Ransomware“ – das ist ein Kunstwort, gebildet aus den englischen Begriffen software (also Computerprogramm) und ransom (Lösegeld). Gemeint ist damit eine neue Art von Internet-Verbrechen, bei denen Hacker sich Zugang zu Firmen-Daten verschaffen, diese verschlüsseln und für ihre Herausgabe beziehungsweise Wiederherstellung Geld verlangen.
Es sei noch einmal betont: Hier geht es um Straftaten, die zu verurteilen und mit aller Härte zu verfolgen sind. Dennoch muss man gewissermaßen als neutraler Beobachter festhalten: Auch hier haben sich wieder einmal Verbrecher, deutlich früher als wir alle, der Digitalisierung und dem damit verbundenen Kulturwandel gestellt. Sie sitzen irgendwo auf der Welt im „Homeoffice“, vernetzt, arbeitsteilig, „agil“...
Solche Entwicklungen lassen ahnen, wie gewaltig die Umbrüche derzeit sind. Vielleicht hat das ja jede Generation irgendwann und irgendwie von sich gedacht. Aber es spricht doch einiges dafür, dass es für uns als Welt, Gesellschaft – und natürlich auch als Kirche – doch gerade besonders dramatisch ist. Corona hat das noch verstärkt.
Was folgt daraus? Früher haben wir, auch in der kirchlichen Jugendarbeit, gesagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ So einfach ist es natürlich nicht, ein Schwarz-Weiß-Denken führt niemals weiter. Trotzdem gibt es verschiedene Grundhaltungen, mit denen man auf das Leben blicken kann: eher hoffnungsvoll-optimistisch, aufgeschlossen, achtsam. Wie es sich etwa bei der neuen Sensibilität im Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte in Afrika zeigt. Anderen ist genau das zu viel. Sie sind eher ängstlich, abgrenzend-bewahrend, sehen überall Niedergang… Was da augenblicklich in der Gesellschaft und vielleicht in jedem Einzelnen miteinander ringt, analysiert unser Herausgeber Johannes Röser.
Biblisch gesprochen sind wir zur Unterscheidung der Geister aufgerufen. „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1 Thess 5,21). Wenn man das Gute behalten soll, heißt das freilich, dass es eben dieses Gute im Neuen auch tatsächlich gibt. Ja, mehr noch, wer auf den Propheten Jesaja (43,19) hört, wird sich einer – durchaus kritischen – Grundsympathie für Veränderung nicht verweigern können. „Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“