CHRIST IN DER GEGENWART: Father Philip, letzten Sonntag saßen Joe und Jill Biden bei Ihnen in der Messe in St Ives, Cornwall, wo gerade der G7-Gipfel stattfand. Wurden Sie vorab informiert?
Philip Dyson: Ich wusste nichts davon. Auf einmal war er da, recht spät, mit ein paar Sicherheitsleuten. Die waren übrigens auch katholisch und haben aktiv die Messe mitgefeiert.
Wie war es, den US-Präsidenten im Gottesdienst zu haben?
Es war ein Privileg für uns. Andere hätten ja auch kommen können (der britische Premierminister Boris Johnson etwa hat kürzlich katholisch geheiratet, d. Red.). Aber nur Joe Biden ist trotz seines straffen Zeitplans zur Messe gekommen. Er ist ein Mann des Glaubens.
Waren Sie nervös, als er da war?
Einige haben das geschrieben (so der „Guardian“, d. Red.) – ich weiß nicht, woher die das haben. Ich war ganz sicher nicht nervös, hatte überhaupt keine Zeit dafür! In der katholischen Liturgie ist ja alles vorgegeben, ich musste nichts ändern oder so, und die Lesungen passten wunderbar. Das hat der Herr gefügt.
Welche Lesungen waren dran?
Es kam zum Beispiel das Evangelium vom winzigen Senfkorn (Mk 4,26–34), das unaufhörlich wächst und am Ende von allen Gewächsen die größten Zweige treibt. Das passt zu den kurzen Beratungen auf dem G7-Gipfel. Die Herausforderungen sind ja riesig, und wir brauchen einfach einen langen Atmen, denken Sie nur an den Klimawandel und die Pandemie. Ich hatte übrigens schon am Samstagabend darüber gepredigt, und einen Tag später sitzt der Präsident dann in der Bank…
Die amerikanischen Bischöfe diskutieren ja gerade, ob Joe Biden die Eucharistie empfangen „darf“. Hintergrund ist seine offene Haltung zur Abtreibung. Ist er denn bei Ihnen zur Kommunion gegangen?
That’s between him and the Lord – Das ist eine Sache zwischen ihm und dem Herrn.