Erich Fried (1921-1988)Dichten gegen die Abstumpfung

Die biblische Sprache und Botschaft scheinen Erich Fried nicht losgelassen zu haben.

Der Lyriker Erich Fried, Sohn assimilierter Juden, sagte von sich, dass er seinen Glauben bereits als Grundschüler verloren habe. Er distanzierte sich zeitlebens von verfassten Religionen und vom Glauben. Zu seinem 100. Geburtstag im Mai dieses Jahres veröffentlichte die FAZ eine „Selbstauskunft“ Erich Frieds aus dem Jahr 1983 über die politische Wirkung von Gedichten: „Ich glaube, die Aufgabe der Dichtung wie die jeder Kunst liegt im Kampf gegen das Fühllos- und Gedankenloswerden, gegen die Abstumpfung, gegen das, was Entfremdung und Verdinglichung genannt wurde.“

Das wiederum sollte nicht beim anderen, sondern zuerst einmal bei einem selbst aufgespürt werden. „Alles, was uns sensibilisiert, alles, was für die Emanzipation des Menschen oder gewisser Menschen, zum Beispiel Frauen und Kinder, wirkt; alles, was unser Gefühl für die von uns bedrohte Natur ermutigt“, fasst Fried in den Wirkungsbereich politischer Bedeutsamkeit von Gedichten. Der Autor soll hier nicht religiös vereinnahmt werden. Er betrachtete Religionen als „interessante Irrtümer des menschlichen Geistes“ und bezeichnete den Glauben als Konstrukt, woran sich Menschen aus psychischer Not klammern. Die evangelische Professorin für Religionspädagogik Tanja Gojny hat gezeigt, dass Fried dennoch in seinem literarischen Werk auf keinen anderen Text so häufig Bezug genommen hat wie auf das Buch der Bücher.

Die biblische Sprache und Botschaft scheinen Erich Fried nicht losgelassen zu haben. Vielleicht hat er deshalb der Dichtung einen Auftrag zugeschrieben, den andere als Aufgabe der Religion sehen: Papst Franziskus sind etwa das Aufrütteln aus Abstumpfung gegenüber dem Nächsten, der Einsatz für die von uns bedrohte Natur und die Emanzipation von Kindern Herzensanliegen aus dem Glauben. Erich Frieds „Fragen“ (so ein Text von ihm) wiederum regen schon die Jüngsten zum Philosophieren über das Leben an: „Wie groß ist dein Leben? Wie tief? Wieviel Türen hat es?“ Eine Antwort hat er selbst gegeben: „Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ Heike Helmchen-Menke

DREIZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B), 27. JUNI 2021

1. Lesung: Durch den Neid kam der Tod in die Welt (Weish 1,13–15; 2,23–24).

2. Lesung: Euer Überfluss soll ihrem Mangel abhelfen (2 Kor 8,7.9.13–15).

Evangelium: Ich sage dir, steh auf! (Mk 5,21–43).

An den Werktagen

Mo., 28.6.: Montag der 13. Woche im Jahreskreis, Les.: Gen 18,16–33, Ev.: Mt 8,18–22.

Di., 29.6.: Hl. Petrus und hl. Paulus, 1. Les.: Apg 12,1–11, 2. Les.: 2 Tim 4,6–8.17–18, Ev.: Mt 16,13–19.

Mi., 30.6.: Les.: Gen 21,5.8–20, Ev.: Mt 8,28–34; oder die ersten hl. Märtyrer der Stadt Rom.

Do., 1.7.: Les.: Gen 22,1–19, Ev.: Mt 9,1–8.

Fr., 2.7.: Mariä Heimsuchung, Les.: Zef 3,14–18 oder Röm 12,9–16b, Ev.: Lk 1,39–56.

Sa., 3.7.: Hl. Thomas, Apostel, Les.: Eph 2,19–22, Ev.: Joh 20,24–29.

STUNDENGEBET: Erste Psalmenwoche

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