Im Boot bleiben?
Zu Ihrer Analyse des Rücktrittsgesuchs des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx merke ich an: Der Kardinal hat ehrenhaft gehandelt. Papst Franziskus hingegen wird eine Strategie verfolgen, wenn er auf Marx nicht verzichten kann und will.
Wolfgang Jansen, Bad Bergzabern
Auf ein solches Zeichen haben wir gewartet. Das Rücktrittsangebot, verbunden mit Reformvorschlägen, löst hoffentlich eine Kettenreaktion aus und läutet eine neue Ära für die Kirche ein. Wir stehen – wie es etwa der große tschechische Theologe Tomáš Halík darlegt – am Beginn einer Reform, vielleicht vor einer neuen Reformation. Die geistige Entwicklung der Neuzeit ging zu lange an der Kirche vorbei.
Dr. Hubert Bernds, Efringen-Kirchen
Konnte man ernsthaft annehmen, dass der Leiter einer Behörde (die in diesem Fall „katholische Kirche“ heißt) freiwillig auf einen derart wichtigen Mitarbeiter verzichtet – zumal wenn an anderer Stelle ein wichtiges Verfahren (Visitation in Köln) noch in der Schwebe ist? Wie blauäugig ist das Kirchenvolk!
Alfons Fiedler, Mülheim
Hätte der Papst das Rücktrittsgesuch angenommen, könnte Kardinal Marx genauso wenig zur Erneuerung beitragen wie all die anderen, die sich zurückgezogen haben oder gar ausgetreten sind. Dazu eine Erinnerung: Hans Küng hat uns Studenten Mitte der 1960er Jahre erklärt, er werde im Boot bleiben und mitrudern, solange es ihm vergönnt sei. Wir hatten befürchtet, er könnte nach dem Kirchenaustritt eines englischen Kollegen dieselbe Konsequenz ziehen. Seine Zusage, zu bleiben und mitzuwirken, dass sich die Kirche im Geist Jesu erneuern lasse, honorierten wir mit tosendem Beifall.
Bernhard Arens, Dülmen
Gott Vater, Jesus Christus
Danke an Anselm Grün, dass er das Thema „An Gott glauben? An Jesus Christus glauben?“ anspricht. Obwohl ich nahezu mein ganzes Leben mit Theologie verbracht habe, geben mir seine Ausführungen viel. Der Text ist in seiner gut zugänglichen Sprache und in seinem spürbaren Ringen um die Sache existenziell.
Joseph Stick, Bad Neuenahr
Anselm Grüns Unterscheidung zwischen einer „Christologie von oben“ und einer „Christologie von unten“ ist erhellend. Ergänzen möchte ich ein Wort von Meister Eckhart: „Gott ist nicht nur Mensch geworden. Vielmehr: Er hat die menschliche Natur angenommen.“ So geht mir durch die Menschwerdung Gottes in Jesus auf, dass auch ich Tochter Gottes bin.
Edeltraud Nölkensmeier, Köln
Gott nimmt jede Vorstellung an, die sich Menschen von ihm machen. Er lässt uns die Wahl, wie wir uns an ihn wenden – gleichsam wie an einen anderen Menschen, an den Vater (mit allen wertvollen und ernsten Eigenschaften) oder an den Heiligen Geist (als alles durchdringende und überall anwesende und wirkende göttliche Kraft). Welchen Ansatz der betende Mensch wählt, wird sich mit dem Gebetsanliegen, aber auch im Laufe von Tagen und auch Jahrzehnten ändern. Nie jedoch wird Gott einen Beter ablehnen.
Peter Knobloch, Großaitingen
Vertrauen und Kontrolle
Im Kommentar „Wenn das Vertrauen reißt“ zum Seilbahnunglück am Lago Maggiore schreiben Sie: „Jeden Tag vertrauen wir darauf, dass die Kontrollen funktionieren.“ Dem möchte ich entgegenhalten: Ich vertraue auf das Verantwortungsbewusstsein und das Gewissen jedes Menschen. Der Sinn von Kontrolle sollte es sein, vor versehentlichen Fehlern zu schützen.
Hubert Vogt, Raubling
Wieder Bob Dylan hören
Danke für das scharfsinnig gezeichnete Porträt des Musikers und Songschreibers Bob Dylan. Etliches aus dem Beitrag hat mich zum Nachdenken gebracht: Wer ist der gebürtige Jude, der Welten miteinander zu vereinen vermag? Ihm geht es um „Sünden, Tugenden und Gnaden – in jeder seiner fast sechs Schaffens- und Bühnendekaden“ … „Mit vollen Zügen schöpft er aus alt- und neutestamentlichen Quellen“. In seinen Liedern werden Profanes und Sakrales, Politisches und Spirituelles zu einer Einheit, die Bob Dylans Einmaligkeit ausmacht. Seine Kritiker werfen ihm Widersprüchlichkeit vor. Seine Hits bringen ihm millionenfache Gewinne ein; und doch klingen seine lyrischen Lieder wie himmlische Gebete. An Bob Dylan scheiden sich offenbar die Geister. Vielen gilt er als Prophet. Joseph Ratzinger hielt ihn für einen Nihilisten, während Papst Johannes Paul II. ihn zu einem Kongress in den Vatikan einlud. Ein Troubadour, der provoziert. Das ist doch spannend! Für mich steht nach der Lektüre Ihres Beitrags fest: Ich will Bob Dylan neu anhören.
Klaus Beurle, Würzburg
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