In dieser Woche habe ich eine Sitzung verpasst. Ich saß vor dem Rechner und wartete auf den Zugangslink zum digitalen Meeting, so wie es in den letzten Monaten immer war, so wie wir es uns in der Pandemie-Zeit angewöhnt haben. Mein Fehler! Ich hatte nicht mehr in die letzten Mails geschaut, in denen stand, dass wir uns ja jetzt wieder physisch, in Präsenz, treffen können. Als ich schließlich recherchierte und die Änderung, die Lockerung, die Rückkehr zur alten Form entdeckte, war es zu spät, um sich aufs Rad zu setzen.
So banal dieser Vorgang zunächst ist, er steht doch beispielhaft für die Stimmung in diesen Tagen – und er wirft eine grundsätzliche Frage auf. Die Inzidenzzahlen sind gesunken, die Normalität kehrt zurück. Aber welche Normalität ist damit eigentlich gemeint? Vieles haben wir vermisst, sehnen wir wieder herbei, insbesondere unsere Gottesdienste mit körperlicher Nähe, Gesang und Friedensgruß. Aber hatten wir nicht auch gesagt, dass die Corona-Seuche ein Weckruf sein sollte? Dass sie aufgedeckt hat, was nicht gut läuft, was wir überwinden wollen? Natürlich, die Pandemie war in erster Linie eine Tragödie, ein Drama, ein Tod-Bringer für so viele. Das steht über allem. Aber trotzdem ist auch wahr, dass sich viele mit großer Kreativität an Neues gewagt haben. Das war vielleicht etwas wacklig zuerst, dann aber immer überzeugender. Soll das jetzt wieder weichen, nur weil das Alte mit Macht zurückdrängt? Gibt es nicht auch einiges, was wir während Corona gelernt haben und das wir beibehalten wollen? Diese Fragen diskutieren wir in dieser Ausgabe mit Blick auf die Liturgie und speziell auf die Musik im Gottesdienst.
Was mich diese Woche außerdem beschäftigt hat: Es kam mal wieder eine Umfrage heraus, in der viele Leute geäußert haben, man könne in Deutschland nicht mehr seine Meinung offen sagen. Das ist natürlich nicht so. Ein kurzer Blick in die Kommentarspalten der Zeitungen oder in Facebook und Co. sollte jeden und jede vom Gegenteil überzeugen. Solche Umfragen zeigen allerdings schon, dass da etwas in unguter Weise auseinanderdriftet. Daraus zu lernen ist, dass Dinge besser erklärt, Menschen stärker mitgenommen werden müssen.
Im CIG jedenfalls ist definitiv Platz für verschiedene Meinungen, weil sich nur so – im fairen Wettstreit der Argumente – der beste Weg abzeichnet. Das sehen Sie dem Blatt immer wieder an, unter anderem bei den Leserbriefen. Aber auch in der munteren, lebhaften Diskussion innerhalb der Redaktion, an der wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in dieser Woche ausführlich teilhaben lassen.