Das, was wir von Jesus glaubend bekennen, dass er nämlich im Sterben und Tod Gott noch als liebenden Vater fand, wird zur Hoffnung für uns alle. Denn der Gott und Vater Jesu ist kein weltferner und jenseitsentrückter Gott, der sich gleichsam in unberührbarer Unschuld zu uns Menschen und zur Welt auf Distanz hält. Er überlässt uns nicht zynisch der Macht des Todes und der eigenen Ohnmacht und Resignation.
Im Glauben an Ostern gilt vielmehr: „Fürchtet euch nicht! Ich bin mit euch.“ Und dies sagt jener, der selber unseren Weg gegangen ist, der den Karfreitag durchlitten, der die menschliche Not und letzte Herausforderung am eigenen Leibe erfahren und – uns voraus – sein Sterben „durch-lebt“ hat...
Wenn unser Leben im Sterben – wie wir hoffen im Vertrauen auf das Wort und den Weg Jesu – in den Lebenskreis Gottes aufgenommen und uns das verheißene neue Leben geschenkt wird, wenn wir im Teil und in der Bruchstückhaftigkeit dieses unseres Lebens sprachlos und handlungsunfähig werden, dann sterben wir hinein in den, der sich uns ganz schenkt und bei sich finden lässt. Dann erleben wir doch unbegrenzt und erfüllt das, was Gott mit uns vorhat, was es mit dem Menschsein vom Gott Jesu her auf sich hat.
Im Sterben erblinden wir, um ganz frei zu werden und offen für das volle Erleben dessen, worauf wir im Vertrauen auf Jesus als Christus jetzt in der Begrenztheit des Lebens noch unterwegs sind. Wenn wir im Erleiden des Todes trotz des dunklen und finsteren und undurchlässig scheinenden Tores uns in die Tiefe unseres Daseins fallen lassen müssen, hoffen wir doch, dass sich uns schenkt, was wir von Jesus glauben: Dort und darin den Gott Jesu als auch den uns liebenden Vater zu finden, der den ganzen Weg mit uns geht.
Leo Karrer, Schweizer Pastoraltheologe, der im Alter von 83 Jahren gestorben ist, in: „Glaube, der reift“ (Verlag Herder, Freiburg 2017)