Messstipendien: Für das Seelenheil bezahlen?
In dem Artikel „Kein Geld für Sakramente!“ (CIG Nr. 52/2020, S. 572) wird die Abschaffung der Messstipendien gefordert. Die Verknüpfung einer Eucharistiefeier mit einer Intention, also das Darbringen eines Messopfers für ein Anliegen, haben sich Menschen ausgedacht. Vielleicht ist es eine Folge des Einflusses früherer Religionen, in denen Opfer für menschliche Anliegen dargebracht wurden. In Jesu Botschaft finde ich nichts darüber. Die Einsetzungsberichte in den Evangelien und bei Paulus sprechen ausschließlich vom Gedenken an Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Die Aufforderung „Tut dies, um für euer Anliegen zu bitten“, gibt es nicht.
Messstipendien verführen dazu, allzu menschlich von Gott und dem Jenseits zu denken. Sie gehören für mich zu den inneren Widersprüchen kirchlichen Lebens.
Hans-Jürgen Oeynhausen, Dormagen
Als Pfarrer einer klammen Diasporapfarrei mit baldiger Kirchensanierung habe ich mich über den Artikel geärgert. Kein Mensch wird bei uns dahingehend bedrängt, sich durch seine kleine Spende, sein Stipendium für einen Gottesdienst Gnade zu erkaufen. Es geht auch nicht um die Kosten für die Hostien, den Wein oder die Kerzen – sehr wohl aber um Heizung, Strom, Orgelwartung und Organistenbezahlung. Wer weiß, ob wir für solche kleinen Zubrote nicht noch einmal dankbar sein werden, wenn bei uns durch die Kirchenaustrittsbewegung die Kirchensteuern noch weiter absacken?
Wunnibald Forster, Hersbruck
Leider ist der Artikel – wie so oft – aus einem rein deutschen Denken entstanden. Messstipendien sind eine weltweite Einrichtung. In vielen Ländern leben Priester davon, weil ihre Bischöfe ihnen nur wenig Geld geben können. Würde das Stipendienwesen entfallen, könnten die Priester in vielen Ländern Asiens, Afrikas oder Lateinamerikas kaum überleben. Theologisch mag das fragwürdig sein, aber realistisch ist es eine große Hilfe. Ich vermisse in Ihrem Artikel eine Alternative, um das weltkirchliche Problem in dieser Frage zu lösen.
Peter Jansen, Velbert
Man muss wissen, dass es inzwischen einen Verschiebebahnhof für bezahlte Messen gibt, die hier bestellt und anderswo rund um den Erdball „gelesen“ werden. Wie oft bin ich erschrocken darüber, wie manche ausländische Mitbrüder auf dieses Geld schauen. Um sie zu unterstützen, taugt eher eine Solidaritätskasse der Geistlichen weltweit, wie auch Spendensysteme, die für diesen speziellen Bedarf zugeschnitten sind – ohne Koppelung an die Intention. Wir sollten unsere entspannte Situation in diesem Bereich nutzen, um den Mitbrüdern zu signalisieren, dass die Entkoppelung von geistlichen Leistungen und finanziellen Unterstützungen evangeliumsgemäß angesagt und praktisch möglich ist.
Das bestehende Stipendienwesen ist auch nicht gut für die Seelen der Messbesteller. Wie oft traten sie fordernd auf: „Ich will aber niemanden sonst dabei haben, dafür bezahle ich auch gerne das Doppelte.“
Albert Dexelmann, Lahnstein
Jemand möge mir sakramententheologisch erklären, welchen Unterschied es macht, nach dem Tod eines Angehörigen die Eucharistie für den jeweiligen Verstorbenen einmalig zu feiern oder dieses innerhalb von zwanzig Jahren für 400 Euro zwanzigmal zu tun. Ganz abgesehen davon, dass mit dieser Praxis eine uralte Schieflage zementiert wird, zeigt sich nach meiner Erfahrung ein kränkelndes, wenn nicht schon ziemlich krankes Denken bei denen, die mit besten Absichten „eine Messe bestellen“ und damit die gesamte „bestellte“ Eucharistiefeier im Kern als eine Feier der Gemeinde ausschließlich für diesen einen Verstorbenen (plus Angehörige) verstehen. Wohin sind wir damit geraten?
Claudius Stoffel, Gailingen
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