Auf eine theologische Grundlegung, mit der die These des Buchtitels – „Mehr als nur eine Dienerin der Liturgie“ – klangvoll und ökumenisch orchestriert wird, folgen Themen im Spannungsfeld von Kunst und Kult, etwa Kirchenkonzerte als Verkündigung (Franz Karl Praßl), Projektchöre als Chance und Herausforderung (Joachim Werz) und die neuen Klangwelten von Praise and Worship (Marius Schwemmer). Weite Horizonte eröffnen Beiträge über die Entfremdung zwischen Kirche und Moderne (Paul Thissen) oder über die prophetische Funktion der Kirchenmusik (Alexander Zerfaß).
Ein Highlight ist das Plädoyer des Rottenburger Weihbischofs Gerhard Schneider für Kirchenmusiker als pastorale Mitarbeiter. Er sieht Kirchenmusiker zukünftig in „multiprofessionellen Pastoralteams“ – auch deshalb, weil sie den Glauben in emotionaler und bildhafter Musik-Sprache verkündigen, die „nicht selten besser erfasst werden kann als gängiger ‚Pastoral-Sprech‘“. Ganz ähnlich sieht Reiner Schuhenn, Chor- und Orchesterleitungsprofessor in Köln, neue kirchenmusikalische Qualitätsansprüche bei Themen wie Kommunikationsfähigkeit und der persönlichen Bereitschaft, „nicht nur Musik für, sondern Musik mit Menschen machen zu wollen“.
Es bleibt also spannend auf dem weiten Feld der Musica Sacra. Dieser Sammelband zeigt – mit eher nachdenklicher Geste – viele Perspektiven auf. Mit interdisziplinärer Kompetenz positionieren die Autoren die Kirchenmusik in der gegenwärtigen Umbruchsituation als traditionsbewusst und experimentierfreudig, selbstbewusst und dialogfähig. Und auch das lehrt dieser Band: Wie sich Kirchenmusik weiterentwickelt und welche konkreten Schritte gegangen werden, ist überaus wichtig – nicht nur für Kirche und Liturgie, sondern auch für unsere Gesellschaft und ihre Kultur.