Es tobt ein Krieg, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat. Kleine Gruppen können jederzeit in Sekundenschnelle zuschlagen, Landesgrenzen spielen keine Rolle mehr – und den Angreifern reicht ein Computer mit Internetzugang. Cyber-Attacken stellen uns vor ungekannte Herausforderungen. Und die Zahl der Angriffe steigt. Besonders die USA wurden zuletzt Opfer eines wahren Cyber-Feldzugs, bei dem sensible Unternehmensdaten gehackt wurden.
Digitale Anschläge, reale Folgen
Und weil die Spuren der Angriffe nach Russland und China führen, sprach Präsident Joe Biden bei einem Auftritt in Virginia plötzlich von der Möglichkeit eines realen Krieges. „Ich denke, es ist mehr als wahrscheinlich, dass wir in einem Krieg enden werden – einem echten Krieg mit einer Großmacht – als Folge eines Cyberangriffs“, sagte Biden in dem Gespräch, das um die Welt ging. „Die Wahrscheinlichkeit nimmt exponentiell zu.“ Solche Worte lassen aufhorchen und sind ein harter Schlag für alle, die sich Anfang des Jahres auf einen neuen versöhnlichen Ton aus dem Weißen Haus eingestellt hatten.
Nun darf man den Schaden, der von Cyber-Angriffen ausgeht, nicht unterschätzen. Gezielte Attacken auf Pipelines, Krankenhäuser und Betriebe wirkten sich in Teilen Amerikas auf die Kraftstoff- und Lebensmittelversorgung aus. Trotzdem ist es von solchen Ärgernissen zur Androhung eines offenen Krieges zwischen globalen Atommächten ein gewaltiger Schritt.
Kampf in einer anderen Welt
Die digitale Kriegsführung wirkt womöglich so bedrohlich, weil sie so ungreifbar ist. Die Cyber-Welt des Internets hat sich klammheimlich mit unzähligen Bereichen unseres Lebens verknüpft – und doch gelten hier ganz andere Regeln als in der analogen Alltagswelt. Kämpfe werden im Verborgenen ausgefochten, unsichtbare Armeen stehen sich gegenüber und kleinste Unachtsamkeiten entscheiden über Sieg und Niederlage.
Bibelfeste Christen mag das an Gefechte erinnern, von denen das Alte Testament erzählt. Auch hier tobt ein Krieg in einer Sphäre, die für Menschen nicht einsehbar ist. Eine Vision des Propheten Daniel beginnt mit dem himmlischen Frontbericht: Drei Wochen lang sei er von dämonischen Mächten in Schach gehalten worden, berichtet ein Engel. „Aber Michael, einer der ersten unter den Fürsten, kam mir zu Hilfe“ (10,13). Für den Propheten ist klar, dass herkömmliche menschliche Waffen in dieser geheimen Schlacht nicht mitmischen können. Und spätestens mit dem Gebot der Feindesliebe im Neuen Testament wird noch einmal bekräftigt, wie kostbar Frieden auf Erden ist. Cyber-Angriffe sind Verbrechen, müssen verhindert und bestraft werden. Aber oberste Prioriät ist immer, Krieg und Blutvergießen in der sichtbaren Welt zu verhindern – egal, was in der unsichtbaren vor sich geht.