Leserbriefe

Alte Messe, neue Messe

Den Beitrag zur „Alten Messe“ von Jonas Mieves (vgl. CIG Nr. 30, S. 3) fand ich wichtig und gut. Und es ist vor allem wichtig, dass Papst Franziskus mit seinem Schreiben Traditionis Custodes diese Richtungsentscheidung getroffen hat. Damit macht er deutlich: Das Zweite Vatikanische Konzil ist und bleibt der Maßstab für das Verständnis von Kirche und Gottesdienst. Damals wurde eine geistige Öffnung und Weite wiedergewonnen, wie sie schon in der Pfingsterzählung im Neuen Testament zu hören ist. Genau diese gelebte Vielfalt braucht die Weltkirche, damit nicht geistige und geistliche Monotie Einzug halten. Die Traditionalisten dagegen wollen einen lateinisch geprägten Einheitskatholizismus. Aber ohne wesentliche Veränderungen kann es in dieser krisengeschüttelten Kirche keine lebendige Zukunft geben.

Bruno Authaler, Kornwestheim

Warum forciert Papst Franziskus die Spaltung unserer Kirche? Ökumene wird gefördert, aber die eigenen Brüder und Schwestern im Glauben werden verstoßen.

Andreas Hauser (via Facebook)

Eine kleine Anmerkung zur „Alten Messe“ aus vielleicht ungewöhnlicher Perspektive. Als Italiener, Spanier und Portugiesen, Menschen aus „katholischen Ländern“, einst als Gastarbeiter zu uns kamen, wurde oft über die Schwierigkeiten berichtet, die sie mit der deutschen Sprache und Kultur hatten. Der einzige Ort, an dem sie ein Heimatgefühl empfanden, war die Heilige Messe in der katholischen Kirche, weil diese nach dem gleichen Ritus wie bei ihnen zuhause stattfand. Seither denke ich (ich bin evangelisch), dass an der Idee der weltumspannenden römisch-katholischen Kirche doch etwas dran sein muss.

Peter J. Knoll, Niederelbert

Vorbild für die Jugend?

Einschätzungen, wie sie Matthias Alexander Schmidt in seinem Kommentar „Jugendverdrossene Politik“ (CIG Nr. 29, S. 2) vornimmt, liest man selten – für mich sind sie deshalb umso erfrischender. Ja, dies sind auch meine Vorstellungen von verantwortungsvollem politischem Handeln. Doch den etablierten Akteuren gelingt es immer wieder, eigene Versäumnisse etwa in der Klimapolitik und beim Umweltschutz schönzureden. Sie verweisen darauf, dass Stabilität dem Aufbruch vorzuziehen sei. Zudem wird die politische Konkurrenz hart und teilweise unfair angegangen. Ich gehöre inzwischen zur Generation der Großeltern. Mir war es immer ein Anliegen, im Interesse der jungen Generation zurückzustecken und auf manche Bequemlichkeit zu verzichten. Oft kam es mir vor, als würde ich dabei allein gegen den Strom schwimmen. Umso erfreuter bin ich über den Aufbruch und das neue politische Engagement der Jugend.

Ingrid Belgern, Bad Dürkheim

Mich macht es traurig, wie in diesem Kommentar die Alten pauschal angegriffen werden. Mehr Differenzierung bitte!

Elisabeth Link (via cig.de)

Der Beitrag findet meine volle Zustimmung. Das Niveau der politischen Debatte und insbesondere auch der Baerbock-Kritiker ist immer wieder erschreckend niedrig. In dem Zusammenhang möchte ich anmerken: Dass die EKD-Synode eine 25-Jährige zu ihrer Präses gewählt hat, erstaunt mich und vermittelt mir die Hoffnung, dass es immer noch zahlreiche junge Menschen unter uns gibt, die sich von den Verhältnissen nicht abschrecken lassen, sondern Verantwortung übernehmen in Kirche und Politik. Trotz allem!

Pfarrer Siegfried Soth, Essen

Den Pfarrer kennen – wie?

Was folgt aus der Erkenntnis, dass „nur selten aus der Kirche austritt, wer einen Pfarrer kennt“ (vgl. Zitat der Woche in CIG Nr. 30, S. 2)?

Eine Religion, die den Glauben an einen personalen Gott lebt, hat dann Zukunft, wenn es ihr gelingt, Menschen in die Beziehung zu diesem Gott zu führen und ihnen beizustehen, in und aus dieser Beziehung zu leben. Neben Familie und den praktizierenden Gläubigen vor Ort kommt dabei dem pastoralen Personal eine zentrale Rolle zu. Wie oft wurde schon beklagt, dass strukturelle und systemische Überlastung die Pfarrer und Seelsorgenden dabei extrem behindern! In Einheiten mit kaum überschaubaren Territorien fällt es nicht leicht, Nähe zu entwickeln. Es wäre an der Zeit, für bessere Beziehungsmöglichkeiten zwischen Hirten und Herde zu sorgen. Das bisher gängige Modell scheint dafür offenkundig wenig geeignet. Doch anstatt zu handeln, sieht man weiter ohnmächtig zu, wie sich Menschen verabschieden, weil sie keine Bindungsmöglichkeiten an die Kirche finden.

Hermann Mellar, Diakon i.R., Roßtal


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