Mit Heinrich Maria Janssen (1907–1988) steht zum ersten Mal ein Bischof im Zentrum einer Missbrauchsuntersuchung. Eine unabhängige Kommission hat recherchiert, ob es während Janssens Zeit als Bischof von Hildesheim zu sexuellen Straftaten gekommen ist. Mehrere Betroffene waren in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit gegangen. Die Experten konnten jetzt bestätigen, dass „in unmittelbarer Nähe des Bischofs“ ein Täternetzwerk entstanden sei, das regelmäßig Missbrauchsfälle verdeckt habe.
Dabei habe sich auch gezeigt, wie schlecht die Archive des Bistums gepflegt sind. „Es fehlen die Betroffenen, es fehlen die missbrauchten Kinder. Sie tauchen in den Akten an keiner Stelle auf“, heißt es aus der Kommision. Inzwischen wurden durch akribische Aktenarbeit zehn weitere Fälle entdeckt – sieben davon fallen in Janssens Bischofszeit (1957–1983). Insgesamt gab es in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 150 Opfer in dem Bistum. Der aktuelle Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hatte die Studie vor zwei Jahren in Auftrag gegeben.