Eine befürchtete Folge des Afghanistan-Desasters ist eine neue Flüchtlingswelle in die EU. Dem widerspricht Migrationsexperte Beat Stauffer: „Die meisten Fluchtwilligen werden die Mittel nicht aufbringen können, die für eine solche Flucht unabdingbar sind“, schreibt er in der „Neuen Zürcher Zeitung“. „Die Türkei als Transitland… hat zudem klargemacht, dass sie Afghanen weder aufnehmen noch durchreisen lassen will.“
Vielmehr solle man den Blick auf den Maghreb richten: „Große Migrations- und Flüchtlingsströme sind … eher aus Nordafrika zu erwarten. An der schmalsten Stelle trennen nur gerade 145 Kilometer Tunesien von Sizilien, und auch von Libyen aus liegt Italien vergleichsweise nahe.“ Zwar sei Tunesien „das am stärksten säkularisierte Land der arabischen Welt, das über eine vergleichsweise fortschrittliche Verfassung verfügt“, dennoch steigen die Flüchtlingszahlen: Bis 6. September kamen in Italien doppelt so viele Geflüchtete an wie im Jahr zuvor, jeder vierte von ihnen stammt aus Tunesien.