Zu Recht wird das Gebet bildlich als ein Dialog mit Gott bezeichnet, aber das Gegenüber des Gebets ist nicht eine andere Person, die wir wahrnehmen können. Zu jedem Dialog gehört die „Antwort“ auf das ausgesprochene Wort, und hier erklingt keine direkte Antwort. Wir können nicht einmal feststellen, ob unser Wort gehört wurde. Das Schweigen steht hier für den „auf den ersten Blick“ Abwesenden, den Unfassbaren, der sich jenseits der Worte in der Stille verbirgt. Nur der Glaube vermag im Schweigen die Konturen des Geheimnisses, das wir Gott nennen, zu erahnen.
Horacio E. Lona in: „Mit den Psalmen beten“ (Herder, Freiburg 2021)