KoalitionsverhandlungenCannabis des Volkes?

Angeblich plant die künftige Berliner Koalition, den Konsum von Cannabis in Grenzen freizugeben.

Marxistisch wurde Religion als Opium des Volkes verdächtigt, leninistisch als Opium für das Volk. Der Glaube lenke von der üblen irdischen Wirklichkeit und damit vom notwendigen revolutionären Kampf gegen die Unterdrücker ab, vertröste aufs Jenseits. Während es einst ein Markenzeichen der Linken war, derart „Drogenhaftes“ zu brandmarken, sind es seltsamerweise jetzt Linke, die in der rot-grün-gelben Koalition Drogengenuss – nun allerdings in echt in Form von Cannabis, Marihuana, Haschisch – wohl freigeben wollen, wenn auch reglementiert. Die Protagonisten der Achtundsechziger-Szene scheinen damit nun juridisch ans Ziel zu kommen. Statt einer abstrakten Vertröstung aufs Jenseits per Religion jetzt die konkrete Vertröstung aufs Diesseits dank sinnesmanipulierender Substanzen? Ein gesetzlich eingeräumtes Recht zur Stimmungsaufhellung, zur Betäubung der Härten eines weitgehend religiös sinnentleerten Lebens, zur Ablenkung von einer Depressionen beschleunigenden Sinnlosigkeit?

Ignorierte Wissenschaft

Die Freigabe „weicher“ Drogen entkriminalisiere das Ganze, entlaste die Gerichte, heißt es. Dabei zeigen Entwicklungen, wie der „Spiegel“ in einer hervorragend recherchierten Titelgeschichte etwa für Holland belegte, dass „Weiches“ in immer „Härteres“ mutiert mit Gesellschaft und Staat unterwandernden, sich bekriegenden Mafiabanden.

Eine andere Behauptung lautet, Cannabis sei harmlos, mache nicht physisch oder psychisch abhängig. Mediziner sehen das anders und verweisen auf Anfälligkeiten, die Konsumenten in irreversible paranoide, psychotisch-schizophrene Zustände treiben. Warum wird in einer wissenschaftsgläubigen Gesellschaft die Wissenschaft wieder einmal nicht ernstgenommen, nur weil es nicht gefällt, wie es sich ähnlich bei den verschleppten Maßnahmen in der Corona-Pandemie gezeigt hatte? Kommt das nächste Politikversagen? Etwas anderes wäre, cannabishaltigen pharmazeutischen Präparaten für den therapeutischen oder schmerzlindernden Einsatz gesetzlich Freiräume zu erweitern.

Christsein ohne Rausch

Gewiss sind viele weitere Rauschgifte mit hohem Suchtpotential frei zugänglich, Nikotin, Medikamente, Alkohol. Schlimmes muss aber nicht noch schlimmer ergänzt werden. Wie viel Rausch braucht der Mensch? Drogen gehören seit jeher zur Menschheitskultur, in manchen Kulten – etwa Coca bei den Inkas – kontrolliert verabreicht, um in ekstatische Zustände oder Trance zu gelangen. Der Christusglaube dagegen blieb nüchtern. Paulus trat charismatischem Sinneswahn läuternd entgegen. Heutzutage ist ein durch die Aufklärung gegangenes Christentum sogar die ernsthafteste Medizin fürs Realitätsprinzip, gegen Vertröstung und Verdrängung. Wenn Marx oder Lenin das geahnt hätten!

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