Tstsi Dangarembga, die mit ihrer Familie in Harare im afrikanischen Simbabwe lebt, engagiert sich dort gegen ein Militärregime, dessen Gewaltherrschaft auch trotz der Entmachtung Mugabes vor drei Jahren nichts an Bedeutung verloren hat. Aktuell sind immer noch Verfahren gegen die diesjährige Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels anhängig, weil sie mutmaßlich an Protesten beteiligt war.
Nein, beteuerte Dangarembga vergangenen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche, sie wolle die Aufklärung nicht diskreditieren. Es müsse aber eine neue Aufklärung für die Gegenwart etabliert, die Welt ein Stück weit neu gedacht werden. Dazu wies Dangarembga auf das Leitmotiv afrikanischer Ubuntu-Philosophie hin: „Ich bin, denn du bist“. Es gelte, den Transitus zu vollziehen von einer individualistischen westlichen Philosophiemaxime eines Descartes’schen „Cogito ergo sum“ – „Ich denke, und somit bin ich“ – hin zu einer „afrikanischen Deutung“ des Daseins: „Wir denken, daher sind wir“ oder „Wir sind, daher denken wir.“
Ubuntu bezeichnet eine Lebensphilosophie, die vor allem im südlichen Afrika beherzigt und praktiziert wird. Das Wort kommt aus den Bantusprachen und meint „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“ und „Gemeinsinn“ – also eigentlich unser aller Alltagserfahrung, dass der Einzelne Teil eines Ganzen ist.
Ich durfte vor 17 Jahren mit meiner Eutiner Jugendgruppe in Südafrika hautnah dieses Leitwort afrikanischer Philosophie erfahren: Im Township Soshanguve gehen die Bewohner nicht schlafen, ohne ihren Nachbarn zu fragen, ob dieser noch etwas benötige – praktizierte Nachbarschaftshilfe inmitten äußerster Armut (während es in anonymen Hochhäusern vorkommen kann, dass ein toter Bewohner monatelang unentdeckt in seiner Mietwohnung liegt).
Jede Mystikerin und jeder Mystiker der Kirchengeschichte definiert Mystik letztlich als „Freundschaft mit Gott“. Teresa von Ávila schrieb, dass es ihre größte Freude sei, an der Hand des Auferstandenen durch ihr Leben zu gehen. Im Herzen nicht mehr solo, sondern wie zu zweit zu leben, darf als „inneres Gebet“ bezeichnet werden. In der Schule vergleiche ich dies gern mit einem Telefonat: Wie oft sprechen wir mit einem fernen Dialogpartner! Genau so geht das Gebet: Ich lerne, mit Gott als einem echten Gegenüber im Dialog zu sein, „Du“ zu sagen und auch in Ruhe hinzuhorchen, was dieses Gegenüber mir antwortet. „Ubuntu“ als theologische Maxime: Ich bin, weil du, Gott, bist! Felix Evers