An Literatur zu Spiritualität mangelt es wahrlich nicht. Die Autorin, evangelische Theologin und Germanistin, hat selbst dazu bereits mehrere Titel veröffentlicht. In ihrem neuen Buch lässt sie die Leser an sehr persönlichen Erinnerungen teilhaben, um sie zugleich zu ermutigen, eigenen Erfahrungen nachzuspüren. Freilich sind es keine beliebigen Erinnerungen, sondern solche, in denen spirituelles Erleben sich in kindgemäßer Form zeigt. Diese Verknüpfung kindlichen Erlebens mit Momenten traditioneller Spiritualität mutet manchmal etwas künstlich an.
Unsere Existenz und unsere Biografie sind eingewoben in den Teppich des universalen Geistes. Davon ist die Autorin überzeugt. In 17 Kapiteln entfaltet sie die Dimensionen einer Spiritualität, die lebensnah Alltagserfahrungen durchsichtig macht auf ihren geistgewirkten Grund hin. An einem Beispiel sei in Kürze verdeutlicht, wie Küstenmacher ein Kapitel aufbaut. Unter der Überschrift „Stöckelschuhe aus Teer oder Entwicklungschancen des Bewusstseins“ geht sie von einer Erinnerung als Sechsjährige aus, die sich gewachsen fühlte, als sie über warmen Teer lief und dieser eine Schicht unter den Sohlen bildete. Daran knüpft Küstenmacher Gedanken zum Wachstum an, zum Über-sich-Hinausgehen, um das Bewusstsein zu Neuem, Ungeahnten zu weiten. Wie überschreiten wir uns selbst, fragt sie, und beschreibt integrales Entwicklungsdenken und interpretiert die Stelle aus dem Epheserbrief (3,16–18), in der es um das Wachsen in der Liebe geht, als „Schuhe zum Hineinwachsen“ für Christinnen und Christen.