Ich finde es bereichernd, zu erleben, dass Menschen, die wie ich selbst von Christus ergriffen sind, diesen Glauben in Gebet und Gottesdienst auf andere, aber überzeugende Weise zum Ausdruck bringen. Die Vielgestalt liturgischer Traditionen weitet die Perspektive und kann als Bereicherung der eigenen Spiritualität erfahren werden; übrigens stellt eine solche Vielfalt ja auch bereits innerkatholisch einen kostbaren Reichtum dar…
Für die Liturgie gilt wie für die Ökumene generell, dass die Vielfalt der Gaben, die in den Konfessionen gegeben sind, auch als Reichtum und Geschenk zu betrachten ist. Papst Johannes Paul II. spricht in seiner Enzyklika Ut unum sint im Rückgriff auf das Zweite Vatikanische Konzil von einem „Austausch von Gaben und Geschenken“ und unterstreicht, dass die Anerkennung und Wertschätzung der bei anderen Christen vorhandenen Güter für den Glauben und die Spiritualität der Katholiken wertvoll ist.
In diesem Sinne schreibt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium über die Ökumene: „Es handelt sich nicht nur darum, Informationen über die anderen zu erhalten, um sie besser kennenzulernen, sondern darum, das, was der Geist bei ihnen gesät hat, als ein Geschenk aufzunehmen, das auch für uns bestimmt ist.“
Georg Bätzing in: „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, Bd. II: Anliegen und Rezeption (Verlag Herder, Freiburg 2021)