Nach wie vor rätseln zumindest die nicht-chinesischen Wissenschaftler, woher das todbringende Corona-Virus stammt. Auf irgendeine Weise kam es durch einen (einzigen?) Menschen in die Welt und hat Massen infiziert. Umgekehrt sind die Einzelnen abhängig von den Massen, leidend am Unverstand der Vielen, die nicht einsehen wollen, was Realität ist. Karneval in Köln mit dichtgedrängten Scharen, Mammutveranstaltungen in Stadien, körperliche Enge in Discos, Kinos, Theatern, Bars, Großevents vom Ski-Flohmarkt bis – demnächst – zu Weihnachtsmärkten. Unter Nachdenklichen weckt das den Eindruck: Sind die Leute verrückt? Was ist aus Jahrhunderten neuzeitlicher Aufklärung geworden? Die Politik wirkt mutlos, dem Volk die Wahrheit zu sagen. Vor der Wahl verschwiegen die Parteien aus Angst vor Stimmenentzug, was Virologen als notwendige Vorbeugung erkannt hatten. Die Medienleute blieben stumm.
Impfpflicht für alle
China hat es besser!? Ausgerecht der Ursprungsort der Seuche, ob ein Labor oder ein Wildtiermarkt, scheint das Ganze eher in den Griff zu bekommen – mit rigorosen Maßnahmen. Eine Kultur der kollektiven Unterordnung, in der der Kommunismus vom Konfuzianismus zehrt, verbreitet den Eindruck, dieses System sei dem individualistischen Liberalismus der Demokratie überlegen. Demontiert sich die Demokratie selber, weil sie unfähig wirkt, das Ungemütliche durchzusetzen, wenn es drauf ankommt? Aber auch da wären Handlungsmöglichkeiten einzubauen. Zum Beispiel über ein Gesetz zum Schutz vor Infektionen, das bei extremer Not einer starken Exekutive erlaubt, Verordnungen zu erlassen – etwa eine Impfpflicht für alle. Diese gab es einst bereits gegen Pocken, teilweise gegen die gefährlichen Masern. Bei außerordentlicher Bedrohung hilft nicht zerredendes Stimmenwirrwarr, sondern das Gesetz des Handelns, die Menschenpflicht für alle, fürs Gemeinwohl, für die Volksgesundheit. Die Wechselwirkungen und gegenseitigen Abhängigkeiten von Einzelnen und Kollektiven zeigen ja, dass es die pure, absolute Freiheit nicht gibt, dass das Freiheitspathos auch im freiheitlichsten System Grenzen hat.
Paulus, der Römerbrief
Eine seltsame Parallele drängt sich theologisch auf. Im Römerbrief, Kapitel 5, bedenkt Paulus: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.“ Aber ebenso ist durch die „Gnadentat“ eines einzelnen Menschen, Jesus Christus, die rettende Gnade Gottes bewirkt worden. Durch die „gerechte Tat eines Einzigen“ kommt es zur „Gerechtsprechung“ für alle, „die Leben gibt“. Weltlich waren es ebenfalls wenige Einzelne, Forscher, die durch ihre Tat segensreiche Impfstoffe entwickelten, welche die Vielen vor dem vorzeitigen Tod retten können. Welch ein Wunder, was für eine Gnade! Theologie mal richtig weltlich.