Ist die Zeit der einsam entscheidenden Bischöfe vorbei? Braucht es neue basisdemokratische Strukturen in der katholischen Kirche? Der Münsteraner Philosoph Jörg Phil Friedrich sieht diese Forderung skeptisch. „Wer schon einmal eine abendfüllende Diskussion in einem Verein mitgemacht hat, weiß, dass sich dort oft alles Mögliche finden lässt, nur keine gute Lösung für ein gemeinsames Problem“, schreibt er in der „Welt“. Auch in Unternehmen und Behörden gehe es selten demokratisch zu, „und darüber sind zumeist alle Beteiligten froh“.
Statt die traditionelle Hierarchie aufzugeben, sollte sich die Kirche lieber fragen, warum plötzlich mehr Menschen Mitspracherecht fordern. Für Friedrich spricht das vor allem für ein Vertrauensproblem: „An der Demokratie mögen wir weniger, dass alle mitreden und mitentscheiden können, sondern vor allem, dass politische Macht begrenzt wird, sowohl zeitlich als auch strukturell. Allerdings haben wir auch so lange kein Problem mit grenzenloser Macht, solange wir meinen, dass sie in den richtigen Händen liegt.“