Advent ist immer eine Zeit, die anders ist. Sie soll unterbrechen. Sie will uns neu ausrichten. Sie will uns ein Ziel vor Augen stellen, auf das es sich lohnt zuzugehen. Vor fast genau 400 Jahren hat der Jesuit Friedrich Spee sein berühmtes Adventslied geschrieben, und das in einer Zeit großer Not, in der Pandemien herrschten, der Dreißigjährige Krieg viele Opfer forderte und ganz Europa in Atem hielt: „O Heiland, reiß’ die Himmel auf.“
Da schreibt er: Hier leiden wir die größte Not,/vor Augen steht der ewig Tod./Ach komm, führ uns mit starker Hand/vom Elend zu dem Vaterland.
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,/darauf sie all ihr Hoffnung stellt?/O komm, ach komm vom höchsten Saal,/komm, tröst uns hier im Jammertal.
Allein kommen wir nicht klar in dieser Zeit. Aber wir müssen es auch nicht, das sagt uns der Glaube, und so können wir vertrauensvoll beten und singen. Gott geht an unserer Seite…
Der Jesuit blieb aber nicht dabei, einfach schöne Lieder zu dichten… Er hat angepackt, er hat sich gewandt gegen das Unrecht der Hexenverfolgungen in seiner Zeit, er hat Kranke gepflegt und vielen Menschen durch seine Positionen, auch in der Theologie, Mut gemacht. Das alles kann auch uns fragen und entdecken lassen, wie Kirche heute für die Menschen da sein kann und die frohmachende Botschaft des Evangeliums sichtbar macht.
Bischof Georg Bätzing in: „Advent trotz(t) Corona“ (hg. von Martin W. Ramb und Holger Zaborowski, EOS-Verlag, Sankt Ottilien 2021)