Die Hiob-Erzählung mutet dem modernen Leser einiges zu. Zunächst die seltsame Wette zwischen Gott und Teufel, bei der ein Unschuldiger gequält wird, bis er seinem Glauben abschwört oder sich als standhaft erweist. Dann die Kaltschnäuzigkeit, mit der Gott reagiert, als Hiob wissen möchte, warum ausgerechnet er so viel erdulden muss. Statt sich zu erklären, verweist der Schöpfer sein Geschöpf brutal auf seinen Platz. Von der Liebe Gottes keine Spur. Und schließlich das abrupte Ende: Hiobs Gesundheit und Besitz werden wiederhergestellt. Und als Ersatz für die Kinder, die er im Lauf der Wette verloren hat, bekommt er zehn neue.
Das SWR2-Hörspiel „Hiobs Verstummen“ verzichtet auf diese Auflösung. Das Grauen bleibt hier bestehen, die Fragen offen. Und gerade deshalb entwickelt das Stück eine ganz eigene Kraft. Nach knapp 40 Minuten endet die Leidensgeschichte dann mit etwas, das es im Radio selten zu hören gibt: Schweigen.