Nirgendwo in Westeuropa ist die Impfquote geringer als in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Jetzt sagt Michael Blume, Religionswissenschaftler und Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung in Baden-Württemberg, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: „Die Zahlen zeigen eindeutig: Der Alpenraum hat ein Impfproblem.“
Aus seiner Sicht liegt das an der historisch kleinteiligen, demokratischen und föderalen Struktur des Gebiets, in dem es bei rund 80 Millionen Einwohnern insgesamt 48 Regionen, Kantone und Bundesländer gibt. Blume formuliert die These, dass sich die über Jahrtausende selbstverwalteten sprachlichen Gemeinschaften in den Alpentälern nun an Zentralstaatlichkeit, gemeinsamer Schrift und allgemeiner Wissenschaft reiben. Das erkläre „die Stärke der Naturromantik, von antisemitischen, antifeministischen und esoterischen Bewegungen.“ Der Weg zu Verschwörungsmythen, Querdenkern und Impfgegnern sei von hier aus nicht mehr weit.