Wie eine Rettung in der Not liest sich der Beitrag von Sabine Demel. Die Situation der Kirche spitzt sich ja immer bedrängender zu. So liegt etwa auch der Synodale Weg als gut gemeinter Versuch, Geistliche und die getauften Gläubigen zusammenzuführen, im Argen.
In dieser Not hat Frau Demel einen Vorschlag angeboten, der alle Achtung verdient, weil er in markanten Punkten und sehr detailreich das Bild der Kirche offenlegt und konkrete Hilfen zur Änderung anbietet.
Paul Wilhelm Winkler, Regensburg
Was ist die Zukunft des Bischofsamtes? Ich habe keine Antwort, würde mir aber wünschen, dass die Bischöfe der Zukunft echt katholisch wären, das heißt nicht zuerst römisch-katholisch, also Sprachrohr und Ausführende von lehramtlichen Vorgaben. Sie sollen vielmehr verantwortungsvolle Mitarbeiter eines Gottes sein, der die Liebe ist, und ihr Glaube soll – nach Paulus – in der Liebe wirksam werden.
Von Mose wird uns erzählt, dass er in der Wüste auf einen brennenden Dornbusch traf. Er brannte, aber verbrannte nicht. Dort, auf „heiligem Boden“, begegnete Mose dem „Ich bin da“, dem „Sein an sich“. Im inneren Dialog erhielt er von Gott den Auftrag: „Führe mein Volk in die Freiheit!“
Von den Bischöfen der Zukunft wünschte ich mir etwas von diesem Feuer in ihren Herzen und vom Verlangen, die Menschen aus der Sklaverei in die „Freiheit der Kinder Gottes“ zu führen! In das „Land“, in dem – kirchlich – kein abgehobener, weltferner Klerikalismus und – wirtschaftlich – kein Raubtier-Kapitalismus herrschen. Solidarität und Nächstenliebe sollten ihre hervorragenden Kennzeichen sein, verbunden mit vollem Einsatz für die Menschen-, Gleichheits- und Freiheitsrechte! Handelten die zukünftigen Bischöfe so, dann könnten sie das „Feuer der Liebe“ in den Herzen der Menschen entzünden, von denen alle würdig sind und kein einziger unwürdig.
„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe“, mahnt Jesus in Mt 4,7 seine Zuhörer. Im Klartext heißt das: „Ändert euer Denken“, „Kehrt um“! Vielleicht sollten die Bischöfe der Zukunft weniger bei Dogmatikern in die Schule gehen, sondern mehr bei Entertainern. Und thelogisch bei den großartigen, doch leider Gottes von der Glaubensbehörde gemaßregelten Theologen wie Hans Küng, Eugen Drewermann, Gotthold Hasenhüttl usw. Sie alle ermutig(t)en die Menschen zu echtem, selbstbestimmtem, nicht fremdbestimmtem, Leben, in Freiheit und Verantwortung!
Egon Weiß, Maria Thalheim
Das Bischofsamt befindet sich derzeit nicht nur in einer misslichen Sackgasse, sondern aufgrund der priesterlich-bischöflichen Überhöhungsspirale sogar in einer zukunftslosen Situation: Wenn es nur um das Sagen, das Bestimmen und um römische Rechte oder um Machtstrukturen geht, aber die Josef-Figuren fehlen und die eigentlichen Hirtendienste nicht mehr geleistet werden, hat die Kirche an Zukunft verloren.
Wo sind denn etwa die essentiellen und systemrelevanten bischöflichen Beiträge zur Corona-Pandemie in den Medien? Sind die Hirten noch bei der Herde? Und wo bleiben im derzeitigen Josefsjahr die bescheidenen Josef-Nachfolger selbst? – Gewiss ist das Modell, „ein Josef zu sein“, wenig attraktiv. Deshalb können viele der Bischöfe nur unzureichend in der Nachfolge Jesu stehen, es sei denn, sie wollten leben wie Josef und die ersten Apostel: ohne besondere Ausstattungen und Machtstrukturen, aber mit dem glühendem Herzen für die Liebe des Herrn. – Die Kirche braucht dazu keine vergoldeten Hirtenstäbe.
Dr. Peter A. Schult, Ginsheim-Gustavsburg
Ins Bischofsamt kann man mit einem Schritt auf der Karriereleiter geraten. Auch kann man es in Selbstbewunderung ausfüllen und davon erfüllt sein.
Wer es jedoch wirklich ausfüllen will, benötigt dafür weder besondere Bekleidung noch eine Weihe noch zölibatäres Dasein, noch spielen seine XY-Chromosomen auch nur irgendeine Rolle.
Nur wer verstanden hat, was die „große Entbindung“ ist, von der Gotthard Fuchs schrieb, kann auch andere Menschen entbinden. Nur wer mit jener Entbindung direkt in die große Freiheit in Gott entlassen wurde, in diese unfassliche Umgebung des Liebens, diese Freiheit, in der Führung sicher stattfindet und dennoch frei bleibt – nur der kann anderen von diesem Frei-Sein einen Geschmack vermitteln.
Das ist die Zukunft des Bischofsamtes. Und seine originäre Herkunft und Vergangenheit. Und immerhin bei manch einem auch die Gegenwart.
Gisa Ziemer, Hamburg
Ich hatte einen Traum. Ein Vater, von Beruf Bischof der katholischen Kirche, kommt zum Elternabend seines Jüngsten. Bei der Wahl zum Elternvertreter schauen alle Augen auf ihn, und er spürt, dass er nicht „Nein“ zu diesem Amt sagen kann. Zwei Tage später kommt der Anruf von der Schule, die Tochter, mittlerweile in der zweiten Klasse, habe heftige Kopfschmerzen und sollte dringend abgeholt werden. Seine Frau leitet gerade ein wichtiges Seminar und kann sich nicht frei nehmen. Was bleibt dem Bischof übrig, als zur Schule zu fahren. Dort wartet sein Ältester und gesteht auf dem Pausenhof, dass er die Mathe-Arbeit verhauen hat. Tröstende Worte und eine Hand, die dem Jungen über den Kopf streicht. Leider wurde ich in diesem Augenblick wach, aber mir war richtig gut zumute. Ein Traum mit Zukunft?
Hartmut von Ehr, Böhl-Iggelheim
In meiner Diözese Rottenburg-Stuttgart wurde in diesem Jahr nur ein Priester geweiht. Wenn das so weitergeht, ist in 30 Jahren die Auswahl für das Bischofsamt nicht sehr groß. In den Dekanats- und Diözesanräten gibt es dagegen vermutlich engagierte Personen, die große Erfahrungen haben als Personalräte in Betrieben, mit leitenden Aufgaben in der Verwaltung. Sie scheinen mir für die Leitung einer Diözese besser qualifiziert als ein Theologe. Ich kann mir zum Beispiel auch meinen Bundestagsabgeordneten als Bischof vorstellen. Der war Offizier, hätte also dieselbe Qualifizierung wie unser Diözesanpatron Sankt Martin.
Karl Mayr, Aalen-Fachsenfeld
Ich träume von einem Bischof, der seine Priester und anderen Mitarbeiter persönlich kennt, der weiß, wie es ihnen geht; einem Bischof, der nicht von einem Mitarbeiterstab umgeben ist, der entscheidet, wer zu ihm Zugang hat; einem Bischof, der Zeit hat, seine Pfarrer auch mal spontan zu besuchen, mit ihnen spazieren zu gehen oder ein Bier zu trinken; einem Bischof, der einmal für einen kranken Pfarrer einen Sonntagsgottesdienst feiert, eine Taufe oder Beerdigung hält. Solche unmittelbare Seelsorge täte sicher auch einem Bischof gut. Ein Bischof, der ein Hirte ist, mit dem Stallgeruch der Schafe.
Damit so ein Traum Wirklichkeit wird, müssten allerdings viele große Diözesen in den alten Bundesländern aufgeteilt werden. Gewiss ist eine solche Reform mit vielen staatskirchenrechtlichen, kirchenrechtlichen, verwaltungs- und finanztechnischen Problemen verbunden. Aber sie kann doch nicht daran scheitern, dass man schwierige Gespräche scheut oder sich am Ende nicht einigen kann, wie das Vermögen einer Diözese gerecht verteilt wird.
Mathias Kotonski, Buttenwiesen
Die mit Abstand wichtigste Eigenschaft eines Bischofs ist für mich die persönliche Glaubwürdigkeit. Er soll „gesinnt sein, wie Christus Jesus es war“ (Phil 2,5), „echt“ sein, wie man heute sagt – und, noch wichtiger, entsprechend leben.
Der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus war ein Beispiel dafür. Alles andere ist demgegenüber sekundär.
Gunther Britz, Saarwellingen
Ich möchte an den Katakombenpakt erinnern: Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils feierten 40 Konzilsväter aus der ganzen Welt miteinander Eucharistie und gingen am Ende diesen historischen Pakt ein. Zu den Erstunterzeichnern gehörten auch zwei Deutsche: Julius Angerhausen (1911–1990), Weihbischof in Essen, und Hugo Aufderbeck (1909–1981), Weihbischof in Erfurt. Später schlossen sich 500 weitere Bischöfe aus der ganzen Welt diesem Pakt an.
Folgende Punkte kann der erstaunte Leser von heute im Katakombenpapier lesen: Wir wollen so leben, im Blick auf Wohnung, Essen und Verkehrsmittel, wie die Menschen um uns herum. Wir verzichten darauf, auch was unsere Amtskleidung angeht, als Reiche zu erscheinen. Wir wollen weder Immobilien noch Mobiliar besitzen. Wir lehnen es ab, mit Titeln angesprochen zu werden. Wir werden jeden Eindruck vermeiden, Reiche und Mächtige zu bevorzugen. Wir wollen uns vor allem den Benachteiligten und Unterentwickelten zuwenden. Unsere sozialen Werke, die wir unterstützen, sollen sich auf Liebe und Gerechtigkeit gründen und Frauen und Männer in gleicher Weise im Blick haben...
Wäre das nicht eine Selbstverpflichtung, die unsere Bischöfe jedes Jahr am 16. November – dem Datum des historischen Katakombenpakts und zugleich in der Nähe des Welttags der Armen (Sonntag vor Christkönig) – erneuern könnten?
Marlis Roeßler, Ratzeburg
Zusammen mit einem Bischof sollten viele Gremien zu den verschiedensten Lebensfragen, -aufgaben, -ausrichtungen, -problemen von Menschen unserer Zeit mit dem „Verfassungsbuch“ Bibel immer wieder nachdenken und arbeiten. Geweihte und Laien hören gemeinsam und wertschätzend aufeinander, suchen, finden und gehen notwendige, gegebenenfalls neue Wege zu einem gelingenden christlichen Leben.
Ja, ich wünsche mir ein demokratisches Ensemble um und mit dem Bischof.
Paula Schipperges, Nideggen