Religiösen Menschen fällt es messbar leichter, mit den Unsicherheiten der Corona-Pandemie umzugehen als Nicht-Gläubigen. Das hat die Innsbrucker Sinnforscherin Tatjana Schnell untersucht. „Letztlich geht es darum, ob Religiosität es schafft, Sinn zu vermitteln“, so die Wissenschaftlerin in der österreichischen Kirchenzeitung „Tiroler Sonntag“. In ihrer Studie fragte Schnell auch noch eigens nach der Spiritualität, „weil viele Menschen sich als spirituell, aber nicht religiös bezeichnen. Wir haben gesehen, dass diejenigen, die sich nur als spirituell bezeichnen, eher schlechter mit der Situation umgehen konnten. Eine mögliche Interpretation ist: Religiosität knüpft an eine jahrhundertealte Tradition an. Spirituelle Menschen dagegen bezeichnen sich häufig als Suchende, das macht sie verletzlich.“
Der erste Lockdown im Frühjahr letzten Jahres hat sich allerdings allgemein positiver auf die Psyche ausgewirkt als erwartet. „Die Sinnkrisen waren zum Teil deutlich niedriger als vor Corona.“ Eine Rolle spielte „das Bild, das die Medien gezeichnet haben: Jetzt kommt es auf uns an! Die Bedeutsamkeit des eigenen Handelns wird in Krisenzeiten deutlich“. Doch war dieser Schwung nur von kurzer Dauer. Als das Virus auch nach wochenlanger Kontaktbeschränkung nicht besiegt war, schlug die Stimmung um. „Viel mehr Menschen als vor Corona berichten, dass sie unter psychischer Belastung leiden.“