Cher M. Houellebecq…
Am Ende des Beitrags „Ein neuer Anflug von Glauben“ (CIG Nr. 2, S. 3) stellen Sie die Frage, wer denen antwortet, die wie der Schriftsteller Michel Houellebecq existentielle Fragen stellen. Ganz klar: Wir machen das! Wir Religionslehrerinnen und -lehrer im Schuldienst. Oder anders gesagt: Hätte der Autor in meinem Religionsunterricht oder in dem vieler Kollegen gesessen, wäre er nicht derart frustriert in seiner metaphysischen Wissbegier nach Hause gegangen. Ganz im Gegenteil hätte er dann Gelegenheit gehabt, alle seine Fragen nach dem Sinn und Grund des Ganzen loszuwerden. Und er hätte auch Antworten bekommen, die zum Denken und zum Glauben anregen. Vielen Dank an Michel Houellebecq für diesen weiteren Beweis, dass ein qualifizierter schulischer Religionsunterricht unersetzlich ist!
Beatrix Mählmann, Koblenz
In dem Beitrag zitieren Sie Michel Houellebecq auch mit der Aussage, dass er immer dann glaube, wenn er zur Messe geht. „Aber sobald ich draußen bin, fällt es wieder von mir ab ... wie bei einer Droge.“ Das kann ich nachvollziehen, es hat durchaus etwas Sympathisches: Denn sich das so einzugestehen, zeugt von Wahrhaftigkeit. Ein Glaube, der nur deshalb „fest“ ist, weil man ihn festhält, kann nicht überzeugen.
Als Religionspädagoge möchte ich aber ergänzen: Genauso wenig stärkt man den Glauben, indem man ihn von seiner Stimmung abhängig macht, etwa durch ein besonders weihevolles Feiern der Messe. Notwendig ist immer auch Denken, genauer gesagt: ein neues, fragendes Denken. Ich muss meinen Glauben vor mir selbst als sinnhaft verantworten können. Das bedeutet übrigens nicht, dass der Glaube so etwas wie die Lösung eines Problems wäre. Vielmehr gewinnt Glauben seine Kraft und Lebendigkeit geradezu daher, dass er ein Fragen bleibt.
Herbert Kappes, Neuss
Wer einen erfüllenden Glauben nur in der eher passiven Teilnahme an der Liturgie sucht, wird auf kurz oder lang enttäuscht werden. Er bleibt dem Geheimnis christlicher Religiosität fern, das sich vielleicht eher in der tätigen Nächstenliebe erschließt. Ich würde Michel Houellebecq also empfehlen, nach dem Kirchgang den Weg zur guten Tat zu suchen, der ein Weg nach außen zu den Armen ist, aber gleichzeitig ein Weg nach innen zu sich selbst.
Andreas Pfichner, Unterhaching
Nicht „nur“ Gesundheit
Danke für den Beitrag „Bleib gesund! Und wenn nicht?“ (CIG Nr. 2, S. 7). Pfarrer Felix Evers spricht mir aus der Seele. Ich nehme die Pandemie ernst. Aber ich will mein Leben auch nicht nur in diesem Licht sehen (müssen). Wir tun manchmal so, als gäbe es nichts anderes mehr, was uns sorgen müsste. Die Würde, der Wert und das Ansehen eines Menschen ist unabhängig von Krankheit oder Gesundheit. Physische Gesundheit ist zweifellos wichtig. Aber sie ist nicht das Einzige, das uns Menschen wichtig sein sollte!
Katrin Graf, Hall/Österreich
Auf die Sprache achten
Im Beitrag „Hege und Pflege“ (CIG Nr. 4, S. 4) wird vom „Füttern“ Schwerstkranker gesprochen. Ich möchte anmerken, dass dies kein angemessener Ausdruck ist. In der Pflege wird den Patienten das Essen „gereicht“.
Dr. Marie-Luise Giebel, Sinzheim
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