Was heißt es, heute konservativ zu sein? Diese Frage stellt sich mit neuer Dringlichkeit, wenn die Union nach sechzehn Jahren wieder in der Opposition Platz nimmt, und hier mit einer anderen Partei konkurrieren muss, die für sich beansprucht, für althergebrachte Werte einzustehen. Das Interesse ist auf jeden Fall gegeben: Anfang der Woche schaffte es das Stichwort „Konservatismus“ an die Spitze der deutschen Twitter-Trends. Grund war ein Online-Quiz, das einen Grad an konservativen Überzeugungen errechnet.
Ein näherer Blick in die Fragen ist allerdings ernüchternd. Es geht unter anderem um die Todesstrafe und darum, wie viel „Verehrung und Respekt“ die Deutschlandflagge verdient. Nicht ganz die großen Fragen, die das Land spalten. Auch die Kirche – früher immerhin eine feste Säule des konservativen Weltbilds – spielt in dem Quiz keine Rolle. Vielleicht ist es gut, dass die Union jetzt vier Jahre Zeit hat, an einem eigenen Gesellschaftsentwurf zu arbeiten. Das sollte man lieber der Politik überlassen als Online-Quiz-Seiten. So konservativ das klingt.