Die Hirten von Betlehem begegneten dem göttlichen Kind ohne Angst und Zittern, ja mit menschlicher Neugier, die bald in Freude umschlug. Das Mysterium tremendum (furchtbare Geheimnis), das die Gottheiten aller Religionen auszeichnete und, kam es zur Begegnung mit Sterblichen, Schrecken hervorrief, war im christlichen Umfeld zu einem Mysterium fascinans (fesselnden Geheimnis) geworden, das alle Befangenheit nahm und allein Ehrfurcht einforderte.
Während der alttestamentliche Gott stets unsichtbar blieb – Mose hörte im Brennenden Dornbusch allein seine Stimme… –, lag dessen Inkarnation, sein göttlicher Sohn, nun in einer banalen Futterkrippe.
Klaus Bergdolt in: „Die Weihnachtskrippe“ (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2021)