Nationalismus und Religion verbünden sich nach den Worten des Kulturwissenschaftlers Jan Assmann immer mehr in autoritär geführten Staaten weltweit. „Putins Russland, Erdoğans Türkei, Modis Indien, Netanyahus Israel, Dudas Polen, Orbáns Ungarn, sogar Trumps USA sind Beispiele dieser Tendenz in antidemokratischen, autoritären Regimen“, sagte der Ägyptologe bei einem Vortrag am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. „Weil der Nationalismus im Grunde religiös ist, erliegt die traditionelle Religion solcher Indienstnahme.“ So sei es im Nationalsozialismus etwa der Strömung der „Deutschen Christen“ ergangen. Assmann führte weiter aus: „Dem Nationalismus gilt die Nation als das Heiligste. Er ist keine Ersatzreligion, die sich, wie der Kommunismus, an die Stelle der Religion setzt. Im Gegenteil, er sucht sich mit ihr zu verbünden, ja zu verschmelzen.“ Dass die Moderne die Religion hinter sich gelassen habe, sei ein Irrglaube. sl.