Neugründung eines Franziskaner-Konvents in Rieste Aufbruch in Niedersachsen

Das mutige Projekt zeigt zwei Dinge, an denen sich die Kirche in krisenhafter Zeit orientieren kann.

In Rieste bei Osnabrück haben Franziskaner-Minoriten einen neuen Konvent gegründet. Sie kommen aus drei Kontinenten und vier Ländern. Ihre Mission: Eine alte Tradition weitertragen.

Derzeit sind viele Orden gezwungen, den kontrollierten Rückzug zu meistern. Rückgang gibt es auch bei den Franziskaner-Minoriten, einem Zweig der Ordensfamilie, die sich auf den heiligen Franz von Assisi (1181/1182–1226) beruft. Und doch haben drei Brüder das verlassene Kloster Lage in Rieste im Osnabrücker Land kürzlich neu bezogen.

Das mutige Projekt zeigt zwei Dinge, an denen sich die Kirche in krisenhafter Zeit orientieren kann. Da ist die internationale Ausrichtung des Konvents, die Männer kommen aus den Franziskaner-Provinzen von Deutschland, Indien und Sambia. Demnächst soll noch ein Mitbruder aus Rumänien einziehen. „Mir war klar: Unsere Ordensprovinz allein wird das nicht schaffen. Aber vielleicht finden sich zwei bis drei Brüder aus anderen Provinzen, die mitmachen“, sagte der Leiter der deutschen Franziskaner-Minoriten, Andreas Murk, über seine anfänglichen Zweifel an der Sache. Weltweit gibt es rund 4000 Brüder, etwa in Indien treten junge Männer massenhaft in die Konvente ein. Warum also nicht zusammenarbeiten? Die weltweite Gemeinschaft in Glaube und Gottesdienst ist eine Stärke der katholischen Kirche. Wer agil sein will, braucht gemischte Teams mit Expertise und Power aus allen Ecken.

Dann ist da noch die Wallfahrt. Seit dem 14. Jahrhundert pilgern Kranke und Verunglückte zum „Lager Kreuz“, das in der angrenzenden Kirche aufbewahrt wird. In all der Zeit gab es vor Ort viele Auf- und Abbrüche, zwischendurch war das Kloster mal ein Hotel mit Restaurant. Kirche ist eben immer irgendwie in der Krise. Wie anders sollte es sein, wenn man das Evangelium verkündet?

Um das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September startet die Krankenwallfahrt, der Bischof kommt und es gibt eine Prozession. Gläubige tragen das 135 Kilogramm-Kreuz in mehreren Runden um die Kirche. Das mag archaisch klingen, frömmlerisch. Doch die schlichte Wahrheit ist: Vielen schenkt das „Lager Kreuz“ Trost. In der Pandemie, in der es keine Gruppen-Wallfahrten gibt, kommen Einzelpilger aus dem umliegenden Osnabrücker Land und aus Südoldenburg. Tag für Tag brennen Kerzen am „Lager Kreuz“. Die neuen Franziskaner-Brüder wollen die Wallfahrt von Rieste pflegen.

Auch das steht der Kirche gut an: Stolz festhalten an dem, was gut läuft. Die Volksfrömmigkeit erscheint manchem als theologisch unkorrekt, Außenstehende schütteln womöglich den Kopf. Aber Aufbruch heißt nicht zwangsläufig Abbruch des Alten. Vor diesem Hintergrund wirkt es erst recht sympathisch, wenn Franziskaner-Provinzial Andreas Murk die Ankunft seiner Mitbrüder so beschreibt: „Es kommen einfach nur ganz normale Männer und keine Heiligen oder Zauberer.“

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