Viele Fastenvorsätze werden schon in den ersten Wochen wieder gebrochen. Wer sich dieses Jahr dabei erwischt, wie er doch wieder süßer oder fettiger isst als geplant, weiß sich immerhin in prominenter Tradition: Vor genau 500 Jahren veranstaltete der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli das Zürcher Wurstessen. Mehrere seiner Gefolgsleute verstießen öffentlich gegen das Fastengebot, indem sie sich zum Hefegebäck scharfe Rauchwurst schmecken ließen.
Was folgte war eine langwierige theologische Debatte, die schließlich zu einem entscheidenden Baustein der Schweizer Reformation wurde. Am Ende starb Zwingli in einem Religionskrieg gegen die katholischen Kantone. Natürlich war die Wurst dabei nur ein Symbol für ein anderes Verständnis von Bibel und Tradition. Und doch kann man heute nicht anders, als sich zu wundern, wie eine solche Lappalie so eskalieren konnte. Und sich zu fragen, was die Welt in 500 Jahren wohl über die Debatten denken wird, über die sich Menschen heute so „die Köpfe einschlagen“.